Bei den verabreichten Impfdosen steht NRW im Vergleich mit den anderen Bundesländern auf dem letzten Platz - zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern. Für beide Länder gibt das Impf-Dashboard des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag den Wert von 13, 1 Prozent an. Beim Spitzenreiter Thüringen sind es hingegen 16,5 Prozent.
Bereits am Montag gab es Unmut über die Meldung, dass in NRW Impfstoff liegen geblieben sei: Fast 900.000 Impfdosen seien nicht verimpft worden, während es in einzelnen Impfzentren an Impfstoff fehle.
Laumann: Verzögerung bei Datenübermittlung
Ist NRW beim Impfen wirklich so langsam? Das ist laut Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nicht der Fall. Er versicherte am Mittwoch, dass keine Impfdosen grundlos "auf Halde behalten" würden. "Bei den im Lager vorhandenen Impfdosen handelt es sich um Impfdosen, die für bereits vereinbarte Termine oder Zweitimpfungen zur Verfügung stehen müssen."
Grundsätzlich werde vorhandener Impfstoff "zeitnah" der Bevölkerung zur Verfügung gestellt, so Laumann. Er wies darauf hin, dass eine Veränderung des Lagerbestandes sich nicht unmittelbar im RKI-Impfmonitoring ablesen lasse. "Derzeit gibt es Verzögerungen in der Datenübermittlung an das RKI." Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) arbeiteten derzeit Altfälle auf.
KV Nordrhein: Auch NRW-Vorratshaltung ein Grund
Die KV Nordrhein teilte dem WDR am Donnerstag mit, sie sei bei der Meldung der Impfzahlen an das RKI auch auf die Zulieferung der Kommunen angewiesen. "Diese Datensätze erreichen uns (noch) nicht immer automatisiert und regelmäßig, sondern werden teilweise manuell oder bündelweise ins System eingepflegt." Dadurch könne es zu Verspätungen kommen.
Die Gründe für die Quotenplatzierung von NRW seien aber vielschichtig, so die KV Nordrhein. Ein Grund liege wohl auch darin, "dass hierzulande von Beginn an die zweite Impfdosis konsequent eingelagert bzw. zurückgelegt wurde". Dieses Prinzip habe die NRW-Landespolitik erst spät abgeändert.
Spahn: Impfstoff "schnellmöglich" verimpfen
Jetzt allerdings schwenkt das Land NRW um. Über die Ostertage stellt es 130.000 Dosen des Biontech-Impfstoffes aus der Rücklage bereit. Die Liefertermine für Biontech seien in den nächsten Wochen "sehr stabil" und verlässlich, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (CDU) am Freitag.
Das entspricht auch der Linie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Er forderte am Freitag von den Ländern die Flexibilität beim Impfen, die NRW inzwischen hat. Vorhandener Impfstoff müsse auch "schnellmöglich" verimpft werden, so Spahn. "Impftermine sind zu wertvoll, um sie verfallen zu lassen."
Spahn rief die Länder auf, Impfkampagnen pauschal für Berechtigte der Priorität 2 zu öffnen. Dazu gehören etwa alle Bürger über 70 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen, Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen, aber auch Polizisten und Grundschullehrer. Die Gruppe sei "sehr, sehr groß". Es werde daher auch genügend Impfwillige geben.