Unter vielen Fans und freiem Himmel mitfiebern, Fähnchen schwingen und ein Bierchen zischen - das geht. Wenn heute Abend die deutsche Nationalelf bei der EM auf Portugal trifft, haben sich viele Fans in NRW schon die besten Plätze vor großen Leinwänden gesichert. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Public Viewing.
Wo gibt es öffentliches Public Viewing in NRW?
"Wenn Deutschland spielt, rechnen wir damit, dass es voll wird, zu 100 Prozent", sagt zum Beispiel Josef Rayes, Geschäftsführer des Biergartens Aachener Weiher in Köln. Rund 400 Fußballfans können am Samstag dort gemeinsam das Spiel verfolgen. Wer zuerst komme, bekomme einen Platz. "Beim letzten Deutschlandspiel musste ich fast 500 Leute wegschicken." Das sei schade, aber er wolle und müsse sich an die Corona-Auflagen halten.
Auch im Grugapark in Essen werden am Samstag wieder bis zu 1000 Menschen erwartet. "Ein paar Tische gibt es noch", sagte Martin Spicker, Sprecher des Veranstalters. "Aber wir rechnen wieder mit so vielen Leuten wie beim ersten Spiel." Da waren rund 900 Fußballfans in den Grugapark gekommen, um gemeinsam die deutsche Mannschaft anzufeuern. Tests seien keine nötig, aber: "Wir werden noch mal verstärkt auf die Maskenpflicht hinweisen."
In Düsseldorf wird das Spiel am Abend zum Beispiel in den Kasematten am Rheinufer übertragen. Dies ist allerdings kein offizielles Public Viewing und auch Reservierungen sind hier nicht möglich. Wer zuerst kommt, guckt. Die Betreiber fürchten allerdings, dass auch ungebetene Zaungäste einen Blick auf die Mattscheibe erhaschen wollen. Dann könnte es sich wieder gefährlich knubbeln. Es gibt aber in der Stadt auch noch andere Bars und Biergärten, die die Spiele zeigen.
Lieber Fußballgucken draußen oder mit Freunden zu Hause?
"Das Public Viewing draußen ist eine gute Idee", sage der bekannte Aerosolforscher Dr. Gerhard Scheuch gegenüber dem WDR. Die Infektionsgefahr lauere in Innenräumen. Scheuch: "Wir wissen aus der Aerosolforschung jetzt seit anderthalb Jahren, dass die allermeisten Infektionen in Innenräumen stattfinden. Deswegen: Je öfter wir uns nach draußen begeben, desto besser. Public Viewing ist die absolut bessere Alternative zum Fußballgucken vorm eigenen Fernseher mit fünf, sechs Kumpels zu Hause."
Tooor! Darf man sich jubelnd in den Armen liegen?
Aerosolforscher Scheuch hält einen kurzen Torjubel draußen für ungefährlich. Wenn man sich mit jemandem jubelnd in den Armen liege, passiere das ja nicht von Angesicht zu Angesicht: "Die Köpfe sind dabei nebeneinander und die Aerosolwolke geht eben aneinander vorbei." Wenn es Ansteckungen draußen gegeben habe, hätten die Personen etwa 15 Minuten lang Gesicht zu Gesicht gestanden.
Ist beim Public Viewing mit Ansteckungen zu rechnen?
Einzelne Ansteckungen könne es geben, so Scheuch. Aber es werde draußen nie zu Cluster-Infektionen kommen: "Infizierte werden nicht 20, 30, 50 Personen anstecken wie zum Beispiel bei einer Chorprobe in Washington, wo von 61 Personen 50 infiziert worden sind, weil der ganze Raum aerosolgeschwängert war und die Virenlast so hoch war", sagt der Aerosolforscher.
Was muss man beim Public Viewing beachten?
Laut Scheuch sollte man beim Rudelgucken die natürliche soziale Distanz zu seinen Mitmenschen von einem bis anderthalb Meter einhalten. Biergärten und Terrassen sollten nicht überfüllt sein, sanitäre Anlagen gut belüftet. Bei der An- und Abreise sollte man darauf achten, dass man nicht im vollbesetzten Bus oder in der Bahn bei geschlossenen Fenstern stundenlang zu dem Event fährt.
Mit wie vielen Freunden darf ich privat EM gucken?
Das hängt vom Inzidenzwert des Wohnorts ab. Wenn die Inzidenz seit mehr als fünf Tagen unter 35 liegt, darf man sich mit bis zu fünf anderen Haushalten treffen, Geimpfte und Genesene zählen dabei nicht mit. Wenn alle getestet sind, darf man theoretisch sogar mit bis zu 100 Leuten zusammen gucken.
Wenn die Inzidenz stabil zwischen 35 und 50 liegt, darf man ungetestet mit bis zu drei Haushalten gucken. Wenn sich vor dem Rudelgucken alle testen, dürfen sich bis zu zehn Menschen aus beliebig vielen Haushalten treffen.
Wenn die Inzidenz zwischen 50 und 100 liegt, dürfen sich Menschen aus zwei Haushalten treffen, Geimpfte und Genesene zählen nicht mit.
Wie hoch die aktuelle Inzidenz am eigenen Wohnort ist und seit wie lange das schon so ist, kann man hier nachgucken:
Unter welchen Bedingungen kann man in Lokalen Fußball gucken?
Es gelten die Bedingungen, die auch sonst für die Gastronomie gelten, das heißt: Bei Inzidenz zwischen 50 und 100 mit Test in der Außengastronomie, bei stabiler Inzidenz zwischen 50 und 35 draußen ohne Test, drinnen mit. Wenn die Inzidenz am jeweiligen Ort stabil unter 35 liegt braucht man eventuell auch keinen Test mehr für drinnen - dann nämlich, wenn die Inzidenz in ganz NRW unter 35 liegt.
Sofern es die Coronalage zulässt, ist Public Viewing in der Außengastronomie grundsätzlich bis Mitternacht möglich, so die Landesregierung. Ansonsten gelte ein Schutz der Nachtruhe ab 22.00 Uhr. Die konkreten Entscheidungen treffen allerdings die lokalen Behörden.
Wie viele Gastronomen Public-Viewing anbieten werden, wird wohl sehr unterschiedlich sein. "Die ganze Vorbereitungszeit, die man sonst hatte, ist dieses Jahr weggefallen, deshalb fragen sich jetzt viele Gastronomen: Bekomme ich jetzt noch Leinwand und Beamer organisiert? Lohnt sich das wirtschaftlich?" sagt Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband NRW.
Was sollte ich beim Gucken daheim mit Freunden beachten?
Beim Fußballgucken wird es gerne mal laut. Je lauter man redet und schreit, desto mehr Aerosole verbreiten sich. Wer sich und andere vor dem Coronavirus schützen will, könnte den Fernseher, wenn möglich, auf die Terrasse oder den Balkon stellen.