In NRW gilt ab Mittwoch 2G. Geimpfte und Genesene können Kinos, Kneipen und Konzerten zwar auch weiterhin besuchen. Ungeimpfte müssen aber draußen bleiben. Manche betrügen jedoch und kaufen sich einen gefälschten Impfpass. Wie sicher können Geimpfte und Genesene also sein, dass sie bei einem 2G-Zutritt unter sich bleiben?
Kriminalbeamten-Bund: Mit 2G mehr gefälschte Impfpässe
Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter in NRW ist überzeugt: Mit der zunehmenden Einführung der 2G-Regelung in den Bundesländern "wird es dazu kommen, dass wir ein Anschwellen dieser Delikte feststellen werden", sagt er dem WDR.
Bereits bis Anfang November hatten die deutschen Polizeibehörden rund 2.000 Fälle in Zusammenhang mit gefälschten Impfpässen bearbeitet. Das ergab eine bundesweite Umfrage des ARD-Politikmagazins "Report Mainz". Das Landeskriminalamt NRW berichtete dabei von einer "mittleren dreistelligen Anzahl von Vorgängen". Wie die Behörde dem WDR mitteilt, verzeichne man "eine weitere Steigerung".
Gefälschten Impfpass kaufen: Leicht gemacht?
Zum Kauf angeboten werden gefälschte Impfpässe zuhauf. In Internet-Foren und bei Messenger-Diensten wird man schon für etwa 150 bis 350 Euro fündig. Dahinter kann sich jedoch Abzocke verbergen, wie WDR-Recherchen zeigen.
Vermeintliche Verkäuferinnen und Verkäufer lassen sich zum Beispiel in Bitcoins oder iTunes-Gutscheinen bezahlen. Auf ein gelbes Heftchen wartet man dann vergeblich. "So funktioniert nun mal die kriminelle Welt: Dass man die Katze im Sack kauft", sagt Huth.
In Apotheken fällt der Betrug oft auf
Mit einem gefälschten Impfausweis kommt man aber ohnehin nicht immer weit. Oft sind es Apothekerinnen und Apotheker, die der Polizei Verdächtige melden, wenn diese mit auffälligen gelben Heftchen an ein digitales Impfzertifikat gelangen wollen.
Warum dann nicht die Apotheke umgehen und gleich ein digitales Impfzertifikat mit QR-Code für den 2G-Zutritt erwerben? Huth sieht das gelassen. "Das können die Fälscher gar nicht, da sind sie gar nicht zu in der Lage." Ein falscher QR-Code, ist er überzeugt, fällt bei der digitalen Kontrolle am Disko-Eingang auf.
Gefälschter Impfpass: Auch Besitz künftig strafbar
Bloß Schummelei oder eine echte Straftat? Das war nach Ansicht von Gerichten bislang gar nicht so klar. Daher haben die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP nun nachgeschärft. Noch in dieser Woche soll eine Änderung des Strafgesetzbuches in Kraft treten.
Damit ist klar: Nicht nur der Verkauf, sondern auch das Kaufen und Besitzen eines gefälschten Impfpasses ist dann eine Straftat. Es droht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren - gewerbsmäßigen Verkäufern sogar bis zu fünf.
Ermittlungen gegen Ex-Werder-Trainer Markus Anfang
Wegen des Verdachts, einen gefälschten Impfpass verwendet zu haben, wird zurzeit auch gegen den Fußball-Trainer Markus Anfang ermittelt. Am Samstag trat er daraufhin als Coach von Werder Bremen zurück.
Die zwei angeblichen Corona-Impfungen, die sein Impfpass dokumentiert, soll der Trainer im Kölner Impfzentrum bekommen haben. Dort sind die beiden Impftermine aber nicht bekannt.
Impfarzt Zastrow: Fürs Infektionsgeschehen unerheblich
Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow
Impfarzt Jürgen Zastrow, der früher das Kölner Impfzentrum leitete, ist sich der Gefahr durch gefälschte Impfpässe bewusst. Trotzdem beruhigt er: "Die Zahl der Betrüger ist jetzt voraussichtlich, nach allem was man schätzen kann, nicht so hoch, dass es epidemiologisch durchschlägt."