Anfangs konnte es vielen nicht schnell genug gehen. Als zu Beginn des Jahres die ersten Corona-Impftermine für die über 80-Jährigen vergeben wurden, gab es einen regelrechten Run auf die Hotlines und Online-Buchungsstellen. Später schätzte sich manch eine(r) von den unter 80-Jährigen glücklich, wenn sie oder er einen Impftermin ergattern konnte.
Doch längst ist nach der ersten Euphorie Ernüchterung eingekehrt. Das Jahr nähert sich dem Ende - und in Deutschland sind gerade mal knapp 68 Prozent der Erwachsenen doppelt geimpft.
In anderen europäischen Ländern ist die Impfquote höher. In Italien liegt sie bei 74 Prozent, in Belgien bei 75 Prozent, in Spanien bei 79 Prozent - und in Portugal bei 87 Prozent. Woran liegt's, dass Deutschland hinten liegt? In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gibt es mögliche Erklärungsansätze.
Keine einheitliche Corona-Linie in Deutschland
Eine Theorie demnach: Die dezentralen Strukturen hierzulande. Nicht immer ziehen Bund und Länder an einem Strang. Zwar sind sich inzwischen alle einig, dass das Impfen das Nonplusultra im Kampf gegen Covid-19 ist. Doch bundesweit gibt es keine einheitlichen Regeln.
Und: Deutschland hinkt im Impfen hinterher, weil die Hausarzt-Praxen förmlich überrannt werden mit Termin-Anfragen - ihnen aber die Kapazitäten zum Impfen fehlen. Schon jetzt seien in Praxen teilweise bis Februar keine Impftermine mehr zu bekommen, so Oliver Funken, Chef des NRW-Hausärzteverbandes, unlängst. In anderen Bundesländern sieht es nicht besser aus.
Anreize fürs Impfen schaffen?
Oder ist es tatsächlich so, dass Anreize fürs Impfen her müssen? In Deutschland versuchte man mit diversen Aktionen Ungeimpfte zu locken. Zum Beispiel in Solingen. Dort wurde der Pieks bei einem "Late-Night"-Impfen zu DJ-Musik und alkoholfreien Cocktails gesetzt. Auch in Aachen gab es ein "Late-Night"-Impfen. Mancherorts lockte man ungeimpfte Menschen sogar mit einer Gratis-Bratwurst - und die Rechnung ging auf.
In Deutschland werben Prominente fürs Impfen
Oder müsste es mehr Werbung geben? In Portugal hatte ein früherer Admiral eine Impfkampagne geleitet. Der machte seinen Landsleuten klar, dass man im Krieg sei. Der Gegner: das Coronavirus. Die Portugiesen ließen sich auf den Kampf ein - mit Erfolg.
Und Deutschland? Prominente warben fürs Impfen - und mit dem Slogan "Ärmel hoch" will die Bundesregierung mit dem Youtube-Video "Hello again" dazu animieren, sich impfen zu lassen.
Medizinhistoriker plädiert für Aufklärung und Werbung
Doch offenbar reicht das noch nicht. Was also tun, um die Impfquote in Deutschland zu erhöhen? Der Medizinhistoriker Malte Thiessen plädiert für eine intensive Aufklärungs- und Werbearbeit, wie er rbb24 sagte. Zugleich ist er für eine "niedrigschwellige Verankerung des Impfens im Alltag". Auf jeden Fall müsse es darum gehen, die Menschen mitzunehmen. "Das ist eigentlich immer der erfolgreichere Weg als Druck und Zwang."