In vielen Familien, die sich seit Wochen im Corona-Lockdown befinden, dürfte diese Nachricht für Erleichterung sorgen: Ab 22. Februar wird in NRW damit begonnen, wieder Präsenzunterricht in einigen Schulen anzubieten. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kündigte am Mittwochabend eine "schrittweise Öffnung" der seit Mitte Dezember geschlossenen Schulen an, während der Rest des Lockdowns verlängert wird. "Wir haben immer gesagt, Priorität haben die Kinder", sagte er nach den stundenlangen Beratungen der Länderchefs mit der Kanzlerin.
Laut Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) soll es ab dem 22. Februar zunächst in den Grundschulen einen Wechselunterricht geben. Das heißt, dass nicht alle Kinder gleichzeitig in die Schulen kommen. Stattdessen soll es abwechselnd Präsenz- und Distanzunterricht geben. Wie genau das funktionieren wird, will Gebauer am Donnerstag bekanntgeben.
Für viele andere weiter Homeschooling
Auch für Förderschulen der Primarschule soll es Wechselunterricht geben. Jahrgänge mit Abschlussprüfungen will die Ministerin ebenfalls wieder in die Schulen holen. Details dazu nannte sie nicht. Lehrer sollen sich zwei mal pro Woche auf das Coronavirus testen lassen können.
Für alle anderen Schulkinder heißt es vorerst weiterhin Homeschooling. Gebauer will aber auch für sie "schnellstmöglich" wieder einen Unterricht vor Ort ermöglichen. Wenn der Inzidenzwert (Zahl der Neuinfektionen in einer Woche pro 100.000 Einwohner) landesweit bei 50 liege, solle in den Präsenzunterricht übergegangen werden. Und das könnte schneller passieren, als manch einer denkt. Am Donnerstag lag der Wert bereits bei 62,7 - Tendenz sinkend.
SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty begrüßte den Öffnungsschritt in einer ersten Reaktion. Auch, dass die Landesregierung "ihre bisher ablehnende Haltung gegenüber Wechselmodellen an Schulen" aufgegeben habe, so Kutschaty. Für die Sondersitzung des Landtages am Donnerstag wurde aber gefordert, schon ab kommenden Montag mit dem Wechselunterricht zu beginnen. Grünen-Fraktionschefin Verena Schäffer sagte im WDR: "Ich bin sehr froh, dass es endlich einen politischen Konsens darüber gibt, dass Kinder und Jugendliche eine Priorität haben."
Kitas sind bereits offen
In den Kitas ändert sich vorerst offenbar nichts. Denn anders als die Schulen sind sie in NRW nicht gänzlich geschlossen worden. Dort wurde nur auf feste Gruppen umgestellt und die tägliche Betreuungszeit reduziert. Die Eltern waren aufgerufen, ihre Kinder - sofern möglich - zu Hause zu betreuen. Deshalb sind dort nun auch keine grundsätzlichen Öffnungen nötig.
Kanzlerin wollte spätere Öffnung
Beim Umgang mit den Schulen gehen NRW und die anderen Bundesländer nun einen eigenen Weg. Jede Landesregierung entscheidet selbst über die Öffnungen, die meisten starten wohl am 22. Februar. Laschet räumte ein, dass sich die Kanzlerin diesen Schritt erst um den 1. März herum gewünscht habe. Da der Bildungsbereich aber Sache der Länder ist, konnte sich Angela Merkel nicht durchsetzen.
Geschäfte und Restaurants bleiben zu
Die anderen Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens werden laut Laschet in NRW übernommen. So wird der generelle Lockdown mit Kontaktbeschränkungen und Schließungen für Handel, Gastronomie, Theater und Kinos bis mindestens 7. März fortgesetzt. Erst wenn der Inzidenzwert in ganz NRW ein paar Tage lang konstant unter der Marke von 35 liegt, soll es landesweite Lockerungen für den Einzelhandel sowie für Museen, Galerien und "körpernahe Dienstleistungsbetriebe" geben.
Die Verlängerung der Einschränkungen verteidigt der Ministerpräsident. Zwar habe NRW bei den Neuinfektionen die niedrigste Zahl seit dem 20. Oktober erreicht. Aber die Wirkung der neuen Virus-Variante sei nicht abzuschätzen. "Wir wollen Zeit gewinnen."
Eine Ausnahme wird es aber für Friseurbetriebe geben. Die sollen in NRW bereits ab 1. März wieder auf machen dürfen. Laschet begründete das damit, dass vor allem für ältere Menschen ein Friseurbesuch zur Körperhygiene gehöre.