Es ist ein Spiel mit dem Feuer: Es kann gut gehen, wenn Deutsche aktuell und in nächster Zeit auf Mallorca urlauben – immerhin ist die spanische Ferieninsel kein Corona-Risikogebiet mehr. Doch ganz ohne Gefahren ist ein Aufenthalt auf den Balearen nicht. Schließlich wurde dort die ansteckende brasilianische Virusmutation P.1 nachgewiesen. In Deutschland ist sie bislang nur vereinzelt aufgetaucht.
Lauterbach sieht Mallorca-Urlaub kritisch
Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sieht daher den Mallorca-Urlaub von vielen Deutschen kritisch: Er habe die Sorge, dass die Mutante P.1 aus den Balearen, aus Mallorca, stärker nach Deutschland kommen könnte, sagte Lauterbach dem WDR. Es sei mit einer schnellen Ausbreitung zu rechnen, weil es auf Mallorca kaum Einschränkungen gebe – aber viele Besucher.
Mildernde Effekte für die Pandemie könnten sich abschwächen
Das Problem: Angenommen, die ansteckenderen Coronavirus-Mutationen – neben P.1 ist das britische Corona-Variante B.1.1.7 – würden sich in Deutschland tatsächlich stärker ausbreiten. Die Folge davon wäre, dass sich die im Frühjahr zu erwartenden, mildernden saisonalen Effekte für die Pandemie abschwächten. Ein Abflauen der Viren-Ausbreitung und damit eine Lockerung der Corona-Auflagen würde es also erst einmal nicht geben.
Gefahr von weiteren Mutationen
Abgesehen davon besteht Experten zufolge ein hohes Risiko, dass es auf kurz oder lang weitere Mutationen geben könnte. Weil es aktuell viele Infektionen gebe, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass durch eine zufällige Mutation eine Variante entsteht, mit der sich die Ausbreitung des Virus weiter beschleunigt.
Je ansteckender die Mutanten, desto mehr Menschen müssten für eine Herdenimmunität geimpft sein. Doch gerade mit dem Impfen geht es in Deutschland nur sehr langsam voran. Gebe es geringere Fallzahlen, wären gefährliche Mutationen statistisch unwahrscheinlicher, so Lauterbach.
Immer mehr junge Patienten auf den Intensivstationen
Aktuell aber steigt die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland stetig. Es gebe immer mehr junge Patienten auf den Intensivstationen, hatte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI), unlängst gesagt. Jüngere sind derzeit noch am wenigsten geschützt.
"Wenn wir denken, wir können das jetzt laufen lassen, weil die Älteren schon geimpft sind, dann werden wir genau das bekommen: Die Intensivstationen und auch die Todesfälle werden sehr stark schwenken zu den jüngeren Jahrgängen", so Schaade.
Sind vor dem Hintergrund Reisen nach Mallorca eine gute Idee? Der Chef des Reisekonzerns TUI Deutschland, Marek Andryszak, verteidigt Reisen auf die Baleareninsel als sicher. "Mallorca ist nachgefragt, aber nicht überlaufen", sagte der Manager der "Bild"-Zeitung. Lauterbach indes winkt ab. Sein Appell: Nicht reisen.
Auf Mallorca steigen aktuell die Corona-Zahlen
Zumal es auf Mallorca zunehmend unwirtlicher wird - weil auf der Insel die Corona-Zahlen steigen. Die Regionalregierung Mallorcas will offenbar daher die erst vor kurzem wieder geöffneten Innenräume von Cafés, Restaurants und Kneipen schließen. Die Maßnahme solle noch diese Woche umgesetzt werden, schrieb die deutschsprachige "Mallorca-Zeitung" am Montag.
Die Zahl der Neuansteckungen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen auf den Balearen, zu denen Mallorca gehört, stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid vom Montagabend auf 26,45. Vergangene Woche hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch unter 20 gelegen. Im Vergleich zu
Deutschland ist das ein immer noch relativ niedriger Wert. Aber er könnte weiter steigen.
Fluggesellschaften wollen Mallorca-Rückkehrer selbst auf Corona testen
Derweil planen deutsche Fluggesellschaften, aktiv zu werden. Laut "Bild"-Zeitung kündigten sie an, Mallorca-Rückkehrer selbst auf Corona testen zu wollen. Das Blatt nannte konkret die Fluggesellschaften Tui, Condor, Eurowings und Lufthansa. Noch auf der Insel solle getestet werden, hieß es. Es werde nun nach Örtlichkeiten gesucht, es gehe um bis zu 40.000 Rückkehrer zu Ostern. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) habe sich in den vergangenen Stunden massiv dafür eingesetzt, dass die Fluggesellschaften testen.