Münsterland: Eltern protestieren gegen Lehrerabordnungen

Stand: 20.06.2023, 14:22 Uhr


60 Lehrkräfte aus dem Münsterland werden ins Ruhrgebiet abgeordnet – weil dort Lehrermangel herrscht. Die Eltern an der Walburgisschule in Velen-Ramsdorf sind wütend. Für manche Grundschüler ist es der vierte Wechsel in zwei Jahren.

Von Dennis Burk

Und auch im benachbarten Borken-Gemen demonstrieren Eltern mit einer Menschenkette gegen die Entscheidung des Landes. "Unsere Lehrer bleiben hier“ rufen die Schülerinnen und Schüler über den Schulhof der Walburgsisschule in Velen-Ramsdorf. Zusammen mit Ihren Eltern protestieren die Kinder gegen die Abordnung dreier Lehrer ins Ruhrgebiet. Dort fehlen Lehrkräfte. Dass sie an diesem Morgen gegen Windmühlen kämpfen, ist allen bewusst – denn die Entscheidung ist längst gefallen. Dennoch haben Kinder und Eltern eine kleine Hoffnung, dass NRW-Bildungsministerin Feller und die Bezirksregierung Münster den Beschluss vielleicht doch zurückziehen.

Mehr als 60 Lehrkräfte sind betroffen

Insgesamt trifft es über 60 Lehrkräfte im Regierungsbezirk Münster, die ins Ruhrgebiet abgeordnet werden. Für die Lehrerinnen und Lehrer heisst es zum neuen Schuljahr: längere Fahrten und neues Umfeld. Und was bedeutet es für die Kinder? Die müssen sich an neue Bezugspersonen gewöhnen. "Das ist bereits der vierte Wechsel in zwei Jahren".

Versetzungen seit vielen Jahren

Die Ramsdorferin wischt sich bei diesen Worten eine Träne aus dem Auge. Die Mutter der 8-jährigen Edda sagt, ihr Kind sei aufgebracht, traurig, könne nicht verstehen, warum ihr Klassenlehrer weg müsse. Wie andere Kinder habe auch ihre Tochter eine emotionale Bindung zum Lehrer aufgebaut. "Ständig diese Wechsel nerven und seien furchtbar“, sagt Annika Nötte. Sie glaubt außerdem, das dieses ganze Hin- und Her den Lehrerjob nicht attraktiver mache. Denn die Problematik mit Abordnungen gebe es ja schon seit zehn Jahren.

"Wichtig ist, dass wir hinter den Kindern stehen und ihnen zeigen, Ihr seid nicht allein“, sagt Vanessa Wortmann. Sie hat den Protest organisiert und freut sich, dass 100 Kinder und Eltern an diesem Morgen gekommen sind. Sie erhoffe sich bei Verteilung von Lehrern zukünftig mehr Beständigkeit und Logik.

Eltern kritisieren die Vorgehensweise bei der Beschaffung von Lehrpersonal

Ähnliche Gedanken kommen aus Borken-Gemen, ein paar Kilometer entfernt von Ramsdorf. Hier an der Cordula-Grundschule haben Eltern mit einer Menschenkette für den Erhalt zweier Lehrer protestiert. Britta Weiss kann den Notstand und den Personalbedarf im Ruhrgebiet ja verstehen, aber nicht die Vorgehensweise der Personalbeschaffung, sagt sie. "Den Kindern werden wichtige und prägende Personen aus dem Schulalltag förmlich entrissen, und das erschwert den Schullalltag“, ist die Botschaft der Mutter.

In Ramsdorf ist der Protest unterdessen vorbei. Ein Klassenlehrer, der die Schule verlassen muss, hat die Aufgabe, seine eigenen Schulkinder jetzt in den Unterricht zu holen. Er erntet von Eltern und Kindern Applaus. In diesem Moment wird auch dem Beobachter klar: Hier verlässt mehr als nur ein Klassenlehrer die Walburgisschule.