Münster: Missbrauchsvorwürfe gegen Priester im Ruhestand

Stand: 02.02.2025, 17:04 Uhr

Das Bistum Münster hat einem pensionierter Pfarrer bis auf weiteres alle priesterlichen und seelsorgerischen Tätigkeiten verboten. Wie das Bistum heute bekannt gab, soll der Priester vor rund 40 Jahren einen Jugendlichen sexuell missbraucht haben.

Für Bischof Felix Genn ist es schon das zweite Mal in wenigen Wochen, dass er einem Priester alle kirchlichen Tätigkeiten untersagt. Auch den aktuellen Fall hat er der Staatsanwaltschaft gemeldet. Demnach habe eine betroffene Person angegeben, von dem Priester vor rund 40 Jahren in einem Jugendlager der Pfarrei St Johannes der Täufer in Kirchhellen sexuell missbraucht worden zu sein.

Erzbistum bemüht sich um Transparenz

In einer Pressemitteilung listet das Bistum alle beruflichen Stationen des Priesters auf: 1984, im Jahr des Missbrauchsverdachts, wurde er zum Diakon, ein Jahr später zum Priester geweiht. Unter anderem arbeitete er 17 Jahre lang als Pfarrer in Münster. Seit 2009 bis zu seinem Ruhestand war er als Gefängnisseelsorger in der JVA Geldern eingesetzt. Nach der Pensionierung hatte der beschuldigte Priester bis vor kurzem im Kreis Warendorf auch Messen gefeiert und Vorträge gehalten.

Im vergangenen Dezember habe sich dann eine Person in der sogenannten Interventionsstelle des Bistums gemeldet und von sexuellem Missbrauch 1984 im Jugendlager der Gemeinde Kirchhellen berichtet, so eine Sprecherin des Bistums. Der Bischof hat neben der Anzeige bei der Staatsanwaltschaft auch eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet.

Information und Kritik

Bistum Münster suspendiert Priester wegen Missbrauchsverdachts | Bildquelle: WDR

Das Bistum ruft mögliche weitere Betroffene dazu auf, sich zu melden und lädt am 13. Februar zu einem Infoabend mit Gesprächen und Austausch ins Gemeindezentrum in Kirchhellen ein. Aus Sicht von Missbrauchsbetroffenen wie Martin Schmitz aus Rhede, Vorsitzender der Initiative „Eckiger Tisch“ müsste aber noch mehr passieren. Nicht nur in Kirchhellen, sondern auch an allen anderen Einsatzorten des Priesters müsste das Bistum die Menschen über die Vorwürfe informieren, so seine Forderung: „Sonst fallen möglicherweise weitere Fälle unter den Tisch“.

Weitere Anzeigen im Fall Beckum

Auch in Beckum hatte das Bistum die dortige Gemeinde Mitte Januar über Missbrauchsvorwürfe gegen einen ihrer Priester informiert. Zum Teil unter lautem Protest von Gemeindemitgliedern - das Wort „Vorverurteilung“ stand im Raum. Inzwischen gibt es im Fall Beckum drei weitere Betroffene, die offenbar Vorwürfe gegen den dort beschuldigten Pfarrer erheben. Einer der Fälle wurde ebenfalls an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, so das Bistum.

Unsere Quellen:

  • Bistum Münster
  • Eckiger Tisch e.V.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Hörfunk: Ab 03. Februar 2025 auf WDR 2, ab 06.30 Uhr.