Tonnenschwere Bildstöcke müssen für Kanal-Erweiterung weg
Lokalzeit Münsterland. 08.01.2025. 02:41 Min.. Verfügbar bis 08.01.2027. WDR. Von Rolf Heutmann.
Tonnenschwere Bildstöcke müssen für Kanal-Erweiterung weg
Stand: 08.01.2025, 14:40 Uhr
Zur Erweiterung des Dortmund-Ems-Kanals wurden am Mittwoch die ersten Andachtsdenkmäler, so genannte Bildstöcke, an einem kulturhistorisch wichtigen Weg entfernt.
Von Marco Poltronieri
Die schweren Bildstöcke stehen links und rechts des Weges am Kanal und wurden heute vom Restaurator Steinmetz Robert Wennemer und seinen Mitarbeitern professionell abgebaut.
"Eigentlich machen wir das fast täglich und doch hat jeder Bildstock so seine besonderen Eigenheiten." Immerhin wiegt schon der Sockel eines Bildstockes 900 Kilogramm, da ist Vorsicht beim Abtransport angesagt. "Soll ja schließlich nichts kaputtgehen."
Schutz der Natur ist wichtig - vor einem Jahr leisteten Umweltschützer schon Widerstand
Den Auftrag für die vorläufige Entfernung der Bildstöcke hat die Kirchengemeinde Sankt Mauritz in Münster erteilt, nach Rücksprache mit dem Wasser- und Schiffahrtsamt. Beide Seiten wollen, dass die weiteren Arbeiten möglichst reibungslos über die Bühne gehen.
Sorge um die Natur
Mit dabei ist auch Kunsthistorikerin Elisabeth Hemfort. Sie fühlt sich nicht nur dem geschichtsträchtigen Prozessionsweg aus dem 17. Jahrhundert und den Bildstöcken verpflichtet. Sie sorgt sich auch um den Erhalt der Natur und der 42 Bäume am Prozessionsweg.
42 Bäume müssen gefällt werden
So schön die Allee auch ist: Sie muss weichen. Zumindest 42 Bäume, die in wenigen Tagen schon gefällt werden, damit das zuständige Wasser-und Schiffahrtsamt schweres Gerät an die Brücke heranführen kann. Denn die beliebte Fußgängerbrücke soll im Rahmen der Verbreiterung und Vertiefung des Dortmund-Ems-Kanals abgebaut und später durch einen Neubau ersetzt werden. Die Kunsthistorikerin und Sprecherin der "Interessengemeinschaft Prozessionsweg" jetzt schon wie lange es dauern wird, bis neu gepflanzte Linden an dieser Stelle wieder majestätisch in die Höhe reichen: "40 Jahre!"
Schutz der Natur ist wichtig - vor einem Jahr leisteten Umweltschützer schon Widerstand
Alle hoffen auf einen reibungslosen Ablauf bei der Kanal-Erweiterung.
Ziemlich genau vor einem Jahr gab es von Umweltschützern massiven Widerstand gegen die Abholzung eines Baumbestandes, nur eine Brücke weiter kanalabwärts. Sie kletterten in die Bäume, verharrten dort viele Stunden in den Baumkronen und mussten schließlich von Höhenklettern der Polizei mühsam wieder heruntergeholt werden.
Mitte nächster Woche sollen die Rodungen beginnen
"Wir sind in Kontakt mit den Klima-Schützern. Und ich finde das beeindruckend, wie die meist jungen Leute um ihre Zukunft kämpfen. Verstehen kann ich das," meint Elisabeth Hemfort. Ob es mit der Polizei aber wieder so ein Katz-und Maus-Spiel geben wird wie letztes Jahr, weiß sie nicht.
Das gelbe X an den Bäumen haben bereits Umweltschützer hinterlassen.
Daniel Feismann, Projektleiter des Brücken-Abbaus und Mitarbeiter des Wasser- und Schiffahrtsamts, rechnet aber fest mit Protesten. "Bekannt ist uns da noch nichts, vorstellen kann ich mir das aber schon." Denn schon jetzt haben Klimaschützer ihre Zeichen hinterlassen: ein gelbes X an den Bäumen, die weichen sollen. Frühestens Mitte nächster Woche soll es mit der Rodung losgehen – die Bildstöcke sind da längst gut versorgt.
Quellen:
- Katholische Kirchengemeinde Sankt Mauritz, Münster
- Reporter vor Ort
- Wasser- und Schiffahrtsamt Duisburg