![Blumen, Kerzen und handgeschriebene Trauerbekundungen stehen an einem Baum im Kurpark Bad Oeynhausen | Bildquelle: Str / dpa Blumen, Kerzen und handgeschriebene Trauerbekundungen stehen an einem Baum im Kurpark Bad Oeynhausen](/nachrichten/toedlicher-angriff-kurpark-100~_v-gseapremiumxl.jpg)
Prozess nach Totschlag in Bad Oeynhausen - Eklat im Gerichtssaal
Stand: 07.02.2025, 14:41 Uhr
Im Prozess um den Totschlag an dem 20-jährigen Philipos Tsanis aus Bad Oeynhausen ist es am Landgericht Bielefeld zum Eklat gekommen. Der Verteidiger des 18-jährigen Angeklagten aus Syrien warf der Staatsanwaltschaft vor, bereits während der Ermittlungen eine Vorverurteilung vorgenommen zu haben.
Der angeklagte 18-Jährige, dem die Staatsanwaltschaft unter anderem Totschlag und Körperverletzung vorwirft, ließ vor dem Landgericht Bielefeld eine Erklärung von seinem Verteidiger vorlesen.
Darin bestreitet er, für den Tod des 20-Jährigen Philipos im Juni 2024 verantwortlich zu sein. Es müsse einen oder mehrere andere Täter geben. Aber es sei nicht weiter ermittelt worden, stattdessen wurde er frühzeitig vorverurteilt. Er als Syrer habe wohl am besten ins Bild gepasst.
Staatsanwaltschaft weißt Vorwurf zurück
Staatsanwalt Christoph Mackel wies den Vorwurf zurück und drohte mit rechtlichen Schritten. Er verfolge keine Menschen, die gut ins Schema passen. "Das ist falsch", sagte Mackel im WDR-Interview.
Die Verteidiger entschuldigten sich, falls der Staatsanwalt da etwas missverstanden habe. Die Kritik habe sich überwiegend auf die Medien bezogen.
Klarstellung durch Richter gefordert
Dem Vorsitzenden Richter Carsten Clashörster aber reichte das nicht. Es sei nicht in Ordnung, wenn dermaßen ausgeteilt werde.
![Hauptangeklagter Mwafak al S. hinter rotem Hefter Rechts daneben: Strafverteidiger Burkhard Benecken Im Hintergrund links: einer der mitangeklagten Deutschen | Bildquelle: WDR/Hartig Hauptangeklagter Mwafak al S. hinter rotem Hefter Rechts daneben: Strafverteidiger Burkhard Benecken Im Hintergrund links: einer der mitangeklagten Deutschen](/nachrichten/rheinland/prozess-totschlag-kurpark-bad-oeynhausen-104~_v-ARDAustauschformat.jpg)
Prozessauftakt im Dezember: Der Hauptangeklagter Mwafak al S. versteckt sich hinter dem rotem Hefter.
Der 18-Jährige Angeklagte hatte in der Erklärung lediglich einen Streit mit dem späteren Opfer und einen Schlag eingestanden. Er sei erheblich alkoholisiert gewesen und habe auch Gras geraucht.
Angeklagter sei nicht der Täter
Wer die tödlichen Tritte an Philipos ausgeteilt habe, wisse er nicht. Aber es gibt nach seiner Darstellung einen oder mehrere andere Täter. Indirekt belastete er einen der beiden Männer, die mit ihm auf der Anklagebank sitzen.
Gewaltdebatte nach Fall entbrannt
Da der Angeklagte mit Wohnsitz in Bad Oeynhausen aus Syrien stammt, war nach der Tat eine bundesweite Debatte über Zuwanderung und Abschiebung von ausländischen Straftätern entbrannt. Sowohl der Bundestag als auch der Landtag in Nordrhein-Westfalen hatten sich mit der Tat beschäftigt.
Ebenfalls angeklagt sind zwei 19-Jährige. Sie stehen wegen gefährlicher Körperverletzung und Hehlerei vor Gericht. Sie kommen aus Bad Oeynhausen und Magdeburg in Sachsen-Anhalt. Einer von ihnen äußerte sich ebenfalls vor Gericht. Von den schweren Verletzungen des 20-Jährigen will er in der Tatnacht nichts mitbekommen haben.
Totschlag im Juni 2024
Es geht es um eine Tat im Juni 2024 im Kurpark von Bad Oeynhausen, bei der im Anschluss an eine Abiturfeier Philipos Tsanis so schwer durch Schläge und Tritte verletzt wurde, dass er zwei Tage später im Krankenhaus mit schweren Hirnschäden starb.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichten wir in der Lokalzeit OWL am 07.02.25 um 19:30 Uhr im WDR-Fernsehen.