Razzia im Erzbistum Köln - Meineid-Ermittlungen gegen Woelki | sv

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Kardinal Woelki will nach Razzia Anzeige erstatten

Stand: 28.06.2023, 16:53 Uhr

Nach der Razzia im Erzbistum Köln, bei der auch sein Wohnhaus durchsucht wurde, will Kardinal Rainer Maria Woelki selbst Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Der Vorwurf: Verletzung des Dienstgeheimnisses.

Woelkis Anwalt Björn Gercke sagte der "Zeit": "Was uns stört, ist nicht die Hausdurchsuchung, sondern dass die Information und der Termin offenbar an die Medien durchgestochen wurden." Gercke kritisierte, schon eine halbe Stunde vor Razziabeginn habe ein Pulk von Journalisten vor der Tür des Erzbischofs gewartet.

Laut Gercke sei die Razzia unnötig: "Unseretwegen hätte man die Durchsuchung nicht machen müssen, denn wir hätten alles, was die Staatsanwaltschaft braucht, auch freiwillig herausgegeben." Er glaube, dass sein Mandant vorverurteilt werde. Aber: "Ich bin sicher, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren wieder einstellen wird", sagte der Anwalt.

Verdacht des Meineids gegen Kardinal Woelki

Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei hatten am Dienstag verschiedene Objekte im Erzbistum Köln durchsucht. Hintergrund der Razzia sind Meineid-Ermittlungen gegen Woelki.

Die Staatsanwaltschaft sucht die Originale von belastenden Dokumenten, die der WDR in den vergangenen Monaten bereits veröffentlicht hat. Sie legen den Verdacht nahe, dass Woelki vor Gericht gelogen hat.

Haftstrafe von mindestens einem Jahr

Für Meineid sieht der Gesetzgeber eine Strafe von mindestens einem Jahr Haft vor. Neben dem aktuellen Vorwurf ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Woelki auch wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung in zwei Fällen.

Die Polizei betont aber: "Zur Vermeidung entsprechender Missdeutungen wird im Übrigen explizit darauf hingewiesen, dass dem Beschuldigten in keiner Weise die aktive oder auch nur passive Vertuschung von oder gar Beteiligung an Missbrauchstaten zur Last gelegt wird."

Die Staatsanwaltschaft geht von monatelangen Ermittlungen aus. In den kommenden Wochen muss das sichergestellte Beweismaterial ausgewertet werden. Gesucht wird nicht nur Belastendes, sondern auch Entlastendes - Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn sagte, dass die Staatsanwaltschaft noch am Anfang der Ermittlungen stehe, auch wenn das Verfahren gegen Woelki schon länger dauere. Er betont die Unschuldsvermutung und die Ergebnisoffenheit der Untersuchung: "Wir wissen nicht wirklich, wo die Reise hingeht."