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In Gedenken & Le Rossignol-en-amour

Um Werke, die barocke Komponisten ausdrücklich für die Nachwelt bewahren wollten, geht es in der erste Vesper-Stunde. In der Zweiten steht barocke Tier-Musik aus Wald und Flur, von idyllischen Seen, trivialen Hühnerwiesen und profanen Kuhweiden im Mittelpunkt.

"Unbekannter Toter - 1945" steht auf einem Grabstein der deutschen Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof in Fürstenwalde (Brandenburg),

Vesper I

In Gedenken

17:04 - 17:45 Uhr

Musik schafft Verbundenheit, Trost, Erinnerung oder Hoffnung.
Morgen ist Volkstrauertag, sonntags darauf folgt der Totensonntag. Auch Allerseelen und Allerheiligen fallen in den November. Ein dunkler Monat, und, passend zur Jahreszeit, wurde er mit den düsteren Feiertagen ausgestattet. Mit diesen Feiertagen denken wir an die Vergänglichkeit des Lebens, die Allgegenwärtigkeit des Todes rückt in den Mittelpunkt. Im ersten Teil der Vesper haben wir Trauermusik ausgewählt, manchmal komponiert für bestimmte Anlässe, wie das 'Da pacem Domine' von Arvo Pärt. Das Chorwerk erinnert an die Madrider Zuganschläge im Jahr 2004, 193 Menschen kamen ums Leben. Samuel Barbers 'Adagio for Strings' ist die Trauermusik par excellence. Es wurde schon zu vielen Gedenkfeiern gespielt, z.B.  2 Tage nach den Anschlägen auf das World Trade Center in New York oder im Gedenken der Pandemieopfer durch Covid 19. Dabei ist das Adagio eigentlich keine Trauermusik sondern der langsame Satz Barbers ersten Streichquartetts. Wir haben eine ebenso emotionale Version für Orgel ausgesucht. Matthias Weckmanns geistliches Konzert 'Wie liegt die Stadt so Wüste' entstand nach seinen Reisen zwischen Dresden und Hamburg, als er die verwüsteten und entvölkerten Landstriche durchquerte – die verheerenden Folgen des 30jährigen Krieges.

Von Dorothee Prasser

Die Musikstücke zur Sendung

17:04 - 17:45 Uhr
Komponist:inTitel / LängeInterpret:in
Heinrich SchützSelig sind die Toten, SWV 39
( Motette für sechsstimmigen Chor und Basso continuo)
(3'11'')
Christoph Anselm Noll (Orgel)
Günter Holzhausen (Violone)
Björn Colell (Theorbe)
ChorWerk Ruhr
Arvo PärtDa pacem Domine
(für Chor)
(5'16'')
Vox Clamantis
Samuel BarberQuartett Nr. 1 h-Moll, op. 11: I. Satz, Molto adagio
(für 2 Violinen, Viola und Violoncello) (Adagio for Strings)
(7'10'')
Hansjörg Albrecht (an der Orgel der Kirche St. Michaelis in Hamburg)
Matthias WeckmannWie liegt die Stadt so wüste
(für Soli, Streicher und Basso continuo)
(15'25'')
Johann Rosenmüller Ensemble
Antonio VivaldiTrio C-Dur, RV 82: I. Satz, Larghetto
(für Gitarre & Ensemble)
(3'48'')
Miloš (Gitarre)
Arcangelo
Hausrotschwanz

Vesper II

Le Rossignol-en-amour - Von Vögeln und anderem Getier

18:04 - 19:00

Die Verbindung zwischen Mensch und Tier ist tief in unserer Kultur verankert. Schon Kinder ahmen Tierstimmen nach, sei es aus dem Wunsch, mit der Natur in Kontakt zu treten oder aus purem Spieltrieb. In früheren Zeiten hatten Tierlaute auch eine konkret praktische Bedeutung, etwa bei der Jagd oder der Tierzucht. Doch wurden Tiere immer auch als spirituell-mystische Symbole verehrt, etwa die Taube als Allegorie für den Heiligen Geist, oder der Pelikan, der für selbstlose Aufopferung steht.
Diese enge Beziehung zur Natur findet in der europäischen Kunstmusik erst im 15. und 16. Jahrhundert regelmäßig Ausdruck, so wird bei Clément Janequin der Vogelgesang und von Josquin Desprez das Zirpen der Grillen thematisiert. Mit der Entdeckung Amerikas und dem folgenden Kolonialismus kommt aber auch eine Flut bisher ungewohnter Flora und Fauna nach Europa. Damit erwacht eine regelrechte Faszination für die Natur, die Botanik wird zu einer aufstrebenden Wissenschaft. Diese Begeisterung führt vor allen Dingen im späteren Barock zu beeindruckenden musikalischen Imitationen von Tierlauten, insbesondere von Vogelgesängen. Auf diesem neuen Spielfeld dürfen Komponisten nun äußerst virtuose und außergewöhnliche Musik schaffen, die oft mit experimentellen und humorvollen Klängen überrascht.
Die WDR3 Vesper spürt heute dieser attraktiven Verbindung von Musik und Natur nach und begibt sich in Wald und Flur, auf idyllische Seen, aber auch in triviale Hühnerställe und auf profane Kuhweiden…

Von Andreas Nachtsheim

Die Musikstücke zur Sendung

18:04 - 19:00
Komponist:inWerk / LängeInterpret:in
Georg Philipp TelemannOuvertüre G-Dur, TWV 55:G2: Rossignol
(für Blockflöte und Basso continuo)
(für 2 Oboen, Fagott, Streicher und Basso continuo)
(1'20'')
Simon T. Borutzki (Blockflöte)
Hofkapelle Schloss Seehaus
Francois CouperinLe Rossignol-en-amour
(für Blockflöte und Basso continuo)
(3'13'')
Les Musiciens de Saint-Julien
Leitung: Francois Lazarevitch
Pietro TorriL'innocenza difesa dai Numi: Son rossignol
(für Sopran, Flöten und Ensemble)
(3'48'')
Dorothee Mields (Sopran)
The Gentleman's Band
Leitung: Stefan Temmingh
Miguel de FuenllanaIl bianco e dolce cigno (für Vihuela)
(3'23'')
Dolores Costoyas (Vihuela)
Jacques ArcadeltIl bianco e dolce cigno (für Ensemble (4))
(4'31'')
Capella de la Torre
Leitung: Katharina Bäuml
Orlando GibbonsThe Silver Swan
(1'27'')
Jeremy Budd (Knabensopran)
Fretwork
Marco UccelliniAria nona detta 'L'Emenfrodito'. Maritati insieme, le Gallina e 'l Cucco fanno un bel concerto
(für 2 Violinen und Basso continuo)
(3'21'') 
Imaginarium Ensemble
Leitung: Enrico Onofri
Heinrich Ignaz Franz BiberSonate A-Dur, Ch 146
(für Violine und Basso continuo)
(11'00'')
Patricia Kopatchinskaja (Barockvioline)
Anthony Romaniuk (Cembalo)
François CouperinLes fauvettes plaintives
(für Cembalo)
(5'17'')
Pierre Hantai (Cembalo)
Athanasius KircherAntidotum Tarantulae
(für Harfe und Salterio) (Auszug)
(2'30'')
Johanna Seitz (Harfe)
Elisabeth Seitz (Salterio)
AnonymusGuardame las vacas
(für Cembalo)
(1'28'')
Paola Erdas (Cembalo)
AnonymusLas Vacas
(1'46'')
Capriccio Stravagante
Leitung: Skip Sempé
AnonymusThe Three Ravens
(5'55'')
John Potter (Singstimme)
The Dufay Collective