Anfang der 90iger Jahre gab es weltbewegende Veränderungen. Das Ende des Kalten Krieges, der Zusammenbruch der kommunistischen Staaten und die Deutsche Einheit. Eine Zeit, in der aus westlicher Sicht scheinbar alles in die richtige Richtung ging.
Daraus wurden die Jahre, in denen die USA laut Diez versuchten, eine hegemoniale Weltordnung durchzusetzen. Und die fußte weniger auf der Idee von Demokratie als vielmehr auf der des deregulierten Kapitalismus. Statt die Logik unserer Wirtschaftsordnung zu überdenken, die auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Planeten beruht, wurde der Turbo gezündet, so Diez. Zudem brachen die im Kalten Krieg eingefrorenen Konflikte und Nationalismen aus und wurden kriegerisch ausgefochten.
Diez weist auch darauf hin, dass die Deutsche Einheit neben erfolgreichen Entwicklungen auch geprägt war durch einen offen zutage tretenden gewalttätigen Rassismus in Gesamt-Deutschland. Und der kollabierenden Wirtschafts- und Arbeitswelt in den neuen Bundesländern mit den entsprechenden Folgen für die Menschen dort bis in die Gegenwart. Eine gemeinsame verfassungsmäßige Neuordnung in Deutschland fand nicht statt.
Georg Diez deckt zahlreiche solcher historischen Momente der 90er-Jahre auf, mit Blick auf die Gegenwart und die Optionen, Auswege aus der gegenwärtigen Krise zu finden.
Redaktion: Lars Schweinhage
Buchtipp
Georg Diez (2025): Kipppunkte: Von den Versprechen der Neunziger zu den Krisen der Gegenwart. Berlin: Aufbau Digital. 396 Seiten. 26 Euro.