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ARD Infonacht
22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Prof. Dr. Michael Zürn, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Freie Universität Berlin

"Bullshitting" und Lügen in der Politik

Wir sind kurz vor den Bundestagswahlen. Und die Politiker versprechen wieder viel. Lügen vielleicht auch, um gewählt zu werden. In den USA hat das gerade Donald Trump vorgemacht, teilweise auf perfide Art und Weise. Doch seine Lügen unterscheiden sich von der klassischen Politiker-Lüge, sagt der Politikwissenschaftler Michael Zürn.

Die Politiker-Lüge nach Hannah Ahrendt

Die Lüge gehört laut Hannah Ahrendt zum Instrumentenkasten des politischen Wettbewerbs. Die Lüge ist demnach ein bewusster Versuch eines Politikers, der die Wahrheit kennt, sie zu umgehen. Die Lüge scheitert in dem Moment, in dem sie auffliegt.

Trumps "Bullshitting"

Dagegen ist dem "Bullshitter", wie Donald Trump einer ist, die Wahrheit gleichgültig. Er missachtet das Konzept der Wahrheit. Trump konzentriert sich darauf, die Situation zu manipulieren oder sich auf eine bestimmte Weise zu präsentieren.

Auswirkung auf die Demokratie

Michael Zürn erläutert, wie Trump und andere Populisten auf diese Weise systematisch das sogenannte "liberale Wahrheitsregime" untergraben, indem sie Fakten ignorieren und stattdessen mit "Bullshit" und Desinformation operieren. Dies schwäche die Rationalität der öffentlichen Debatte und würde den Weg für ihre autoritären Bestrebungen ebnen. Das Besondere an Donald Trump ist nun, dass ihm seine Lügen nicht schaden, selbst wenn sie in einem Faktencheck entlarvt werden. Dieser Wahrheitsrelativismus aber schade der Demokratie.

Redaktion: Lars Schweinhage