
Der Staat braucht Geld: Würden Sie auf einen Feiertag verzichten?
Auf Deutschland kommen enorme Kosten für Verteidigung und Infrastruktur zu. Die Folge: mehr Staatsschulden. Aber wären Sie auch selbst bereit, mehr dafür zu tun, damit die Krisenkosten gestemmt werden? Etwa auf einen Feiertag zu verzichten? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!
"Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig", meint Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dabei verwies sie auch auf Dänemark, das im vergangenen Jahr den Feiertag "Store bededag" zum regulären Arbeitstag erklärt hatte, um so die Finanzierung der Verteidigungsausgaben zu unterstützen – trotz Widerständen und Protesten von Kirchen und Gewerkschaften.
Auch in Deutschland wird immer mal wieder gefordert, die Anzahl der Feiertage zu reduzieren, um die Wirtschaft zu stärken. Oder auch, um die Pflegeversicherung zu finanzieren, wie 1994 geschehen, als der Buß- und Bettag aus diesem Grund als Feiertag gestrichen wurde. Auch gegen heftige Proteste. Der Effekt: überschaubar - bis heute ist die Pflegeversicherung chronisch unterfinanziert.
Jetzt, wo es viele Krisen gibt und noch mehr Geld zu ihrer Bewältigung gebraucht wird, hat diese Forderung wieder Konjunktur. Auch wird schon länger und immer wieder beklagt, dass wir Deutschen zu wenig arbeiten und wir uns mehr ins Zeug legen sollten. CDU-Chef Friedrich Merz hatte bereits im Wahlkampf von "Ärmel hochkrempeln" gesprochen. Das Motto des US-Präsidenten John F. Kennedy scheint hochaktuell: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst".
Ob der Verzicht auf einen Feiertag, längere Arbeitszeiten oder weniger Urlaub von den reinen Zahlen her wirklich den gewünschten Effekt auf die Volkswirtschaft hätten, ist umstritten. Ökonomen des Münchner ifo-Instituts bezifferten den Wachstumseffekt eines zusätzlichen Arbeitstages auf rund 0,18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Der Effekt beruht im Wesentlichen darauf, dass Unternehmen einen zusätzlichen Tag produzieren und der Staat so mehr Steuern einnehmen kann.
Wozu sind Sie bereit? Würden Sie auf einen Feiertag verzichten? Und wenn ja: auf welchen? Oder sind Sie nicht bereit, noch mehr zu arbeiten? Sehen Sie vor allem den Staat in der Verantwortung, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und so mehr Steuereinnahmen zu generieren? Haben Sie andere Vorschläge, wie wir als Gesellschaft die Krisenkosten stemmen können? Brauchen wir einen Bewußtseinswandel, dass wir alle mehr für unseren Staat tun müssen?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
Redaktion: Thomas Vehling und Valentina Dobrosavljević