Die Wehrpflicht wurde 2011 unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt. Seitdem wird immer wieder über eine Rückkehr der Wehrpflicht diskutiert, vor allem seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im vergangenen Jahr einen "Neuen Wehrdienst" vorgeschlagen. Das Modell sieht vor, junge Menschen anzuschreiben. Diese sollen sich dann aber freiwillig entscheiden können.
Im Assessment Center der Bundeswehr in Köln werden jährlich mehr als 6.000 junge Menschen getestet, ob sie für eine Offizierslaufbahn geeignet sind. Das Problem: Die Zahl der freiwilligen Bewerberinnen und Bewerber reicht bei Weitem nicht aus, um den Personalsorgen der Bundeswehr zu begegnen. Weder bei den Offizieren noch bei den niedrigeren Dienstgraden.
Mit Blick auf die Lücken in der Personaldecke fordert der Bundeswehrverband eine Rückkehr zur Wehrpflicht. Es nütze nichts, weiter auf Freiwilligkeit zu setzen, sagte kürzlich ein Sprecher. Die Bundeswehr habe schon viel unternommen: modernes Marketing, Auftritte in den sozialen Medien, Jobmessen oder gar Werbung in Schulen dort, wo es erlaubt ist. Aber alles blieb bisher ohne den gewünschten Erfolg.
Ein Modell, über das dieser Tage öfter gesprochen wird, ist die Wehrpflicht in Schweden. Zum 18. Geburtstag erhalten Schwedinnen und Schweden nicht nur Glückwünsche, sondern auch Post von der Musterungsbehörde: Online müssen die jungen Männer und Frauen dann einen Fragebogen ausfüllen.
In dem skandinavischen Land war die Wehrpflicht 2010 ausgesetzt worden. Doch die Lust auf die Freiwilligenarmee war gering. 2017 beschloss die damals rot-grüne Minderheitsregierung, die Wehrpflicht zu reaktivieren – drei Jahre nach der Annektierung der Krim durch Russland.
In Deutschland fehlt den Streitkräften seit Jahren Personal. Aktuell gibt es laut Bundeswehr rund 184.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Bis 2031 sollen es 203.000 sein. Und der Bedarf dürfte steigen, wenn Europa künftig selbst mehr für die eigene Sicherheit verantwortlich sein will oder muss. Der CSU-Verteidigungspolitiker Thomas Silberhorn geht gar von einem Bedarf von 270.000 Soldatinnen und Soldaten aus.
Wie sehen Sie das: Brauchen wir wieder eine Wehrpflicht? Und wenn ja: dann nur für Männer oder auch für Frauen? Oder sollte das auf Freiwilligkeit beruhen? Hat sich Ihre Einstellungen zu dem Thema verändert? Welche Vor- und Nachteile hat eine Wehrpflicht oder eine Pflichtdienst gesellschaftlich?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Tim Aßmann, ARD Berlin
Redaktion: Jonas Klüter und Julia Lührs