Studentenführer Rudi Dutschke während einer Kundgebung

11. April 1968 - Attentat auf Rudi Dutschke

Stand: 11.04.2018, 00:00 Uhr

Repräsentant der Außerparlamentarischen Opposition (APO) und Wortführer des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS): Der 27 Jahre alte Soziologie-Student Rudi Dutschke ist 1967 die Stimme der protestierenden Jugend, die die Gesellschaft grundlegend verändern will. "Revolution ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders", sagt Dutschke.

Ablehnung von Politik und Presse

Mit Sitzblockaden, Demonstrationen und Sprechchören machen die Studenten auf ihre Forderungen aufmerksam: für Mitsprache an den Universitäten, gegen den Vietnamkrieg, gegen den Kapitalismus.

Attentat auf Studentenführer Rudi Dutschke (am 11.04.1968)

WDR 2 Stichtag 11.04.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 08.04.2028 WDR 2


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Ihr prominenter Vertreter stößt auf Ablehnung. Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß (CSU) spricht vom "ungewaschenen" und "unrasiert" ausschauenden Dutschke. Ernst Schlapper, CDU-Oberbürgermeister von Baden-Baden, nennt ihn einen "Kirchenschänder", "Rabauken" und "Flegel". In den Medien ist vom "Rädelsführer" und "Bürgerschreck" die Rede.

Polizei erschießt Studenten

Am 2. Juni 1967 wird beim Protest gegen den Staatsbesuch des Schahs in Berlin der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen. Daraufhin radikalisiert sich die Studentenbewegung. "Ich war kein Pazifist und bin keiner", sagt Dutschke. "Was wir betreiben und immer betrieben haben, war immer eine Form von Gegengewalt auf die uns angreifende ständige Gewalt der Herrschenden." Für viele bilden die geplanten Notstandsgesetze der Großen Koalition den Anfang einer neuen Diktatur.

Drei Schüsse eines Rechtsextremisten

Die Blätter des Verlegers Axel Cäsar Springer erklären Dutschke zum Staatsfeind Nummer Eins. Unter der Überschrift "Stoppt den Terror der Jung-Roten jetzt!" schreibt die "Bild"-Zeitung im Februar 1968, man dürfe "nicht die ganze Drecksarbeit der Polizei und ihren Wasserwerfern überlassen".

Am 11. April 1968 wird Dutschke von drei Schüssen getroffen. Er überlebt. Der Attentäter Josef Bachmann - ein 23-jähriger Arbeiter mit rechtsextremer Gesinnung - wird zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Später nimmt er sich in der Haft das Leben. Nach dem Attentat kommt es zu Unruhen und Übergriffen auf Springer-Verlags-Filialen. "Die Kugel Nummer Eins kam aus Springers Zeitungswald", singt Wolf Biermann später.

Tod in der Badewanne

Dutschke leidet an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen: "Ich konnte wenig sprechen, konnte überhaupt nicht lesen - hatte alles neu zu lernen." Nach dem Zerfall der Studentenbewegung will er bei einem neuen politischen Bündnis mitarbeiten: den Grünen. Aber dazu kommt es nicht: Am 24. Dezember 1979 ertrinkt Dutschke mit 39 Jahren in der Badewanne nach einem epileptischen Anfall - eine Langzeitfolge des Attentats.

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