Ingmar Bergman wird 1997 nach Cannes eingeladen, zu den Filmfestspielen. Die Filmschaffenden wollen ihn als "Besten Regisseur aller Zeiten" feiern. Der Schwede erscheint nicht, mit der Begründung, er sei depressiv.
"Ist nicht Kunst immer eine gewisse Therapie für den Künstler?", fragt er einmal. Wie kein anderer europäischer Theater- und Filmregisseur hat er sein Leiden am Leben zum zentralen Gegenstand seiner Werke gemacht.
Nach den Schlägen küsst er dem Vater die Hand
Am 14. Juli 1918 kommt Ingmar Bergman in Uppsala zur Welt. Erzogen wird er in einem Pastorenhaushalt mit Prüderie und Prügel. Seine Eltern sind sich in Hassliebe verbunden. "Schon als Kind hasste ich es, gedemütigt zu werden. Meine frühesten Erinnerungen sind mit Demütigungen verbunden", sagt Bergman.
Der Junge entscheidet selbst, mit wie vielen Rohrstockschlägen er bestraft wird. Danach darf er dem Vater die Hand küssen. Macht er sich in die Hose, muss er einen roten Rock tragen. Bergman hält es bei seinen Eltern nicht lange aus: Irgendwann schlägt er zurück und läuft fort.
Sein Studium der Literatur und Kunstgeschichte muss er aus Geldmangel abbrechen. Er beginnt, in Stockholm Drehbücher zu schreiben und arbeitet als Regieassistent an der Königlichen Oper.
Filme schauen in der Hölle
Bald inszeniert er seine eigenen Drehbücher. In seinen Filmen arbeitet er sich Zeit seines Lebens an bestimmten Themen ab: Beziehungsdramen, hoffnungslose Jugendliche und die Suche nach Gott.
Zudem ist er besessen von Sexualität, kann nicht treu sein, bekommt im Laufe seines Lebens neun Kinder mit sechs verschiedenen Frauen. "Ich wurde gefoltert von Erregung, Furcht, Pein und einem schlechten Gewissen", erklärt er.
Gleichzeitig gewinnt er alle wichtigen Preise, wird mit Filmen wie "Abend der Gaukler" (1953), "Das Lächeln einer Sommernacht" (1955) oder "Wilde Erdbeeren" (1957) zum Regiewunder. Auch sein letzter Kinofilm ist ein Meisterwerk: "Fanny und Alexander" holt 1984 vier Oscars.
Danach zieht sich Ingmar Bergman langsam zurück. Die letzten Lebensjahre verbringt er auf Fårö, wo er 2007 im Alter von 89 Jahren stirbt. "Ich glaube, in der Hölle werde ich mich in einen Vorführraum setzen, und meine eigenen Filme zwei oder drei Ewigkeiten lang ansehen müssen. Ich glaube, das wird meine Strafe sein", sagt er einmal.
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