Als die 79-jährige Gina Lollobrigida einen 34 Jahre jüngeren Mann heiraten will, überschlägt sich die Boulevardpresse. Am 27. Januar 2007 soll die italienische Diva eigentlich den Spanier Javier Rigau ehelichen. Doch kurz vor dem Hochzeitstag macht die Braut einen Rückzieher.
"Er war nur auf Aufmerksamkeit aus, wollte im Rampenlicht stehen", begründet Lollobrigida ihren Sinneswandel. Die angeblich jahrelange leidenschaftliche Beziehung - so konnte man es wenige Monate zuvor noch in der "Bunten" lesen - war wohl eher ein vom Bräutigam eingefädelter Heiratsschwindel. Familie und Freunde sollen erleichtert gewesen sein, als die Beziehung mit dem "Toy Boy", wie die Klatschpresse lästert, endet.
Hochzeit ohne Wissen der Braut
Zur Hochzeit kommt es dennoch - wie Lollobrigida später feststellen muss. Der Spanier heiratet sie ohne ihr Wissen in Barcelona. Mit acht Trauzeugen und mit einer Frau, die offenbar die Rolle der Braut spielt. Die Schauspielerin schaltet ihre Anwälte ein und sieht ihre Vermutung bestätigt, dass es Javier Rigau allein auf ihr Geld abgesehen hat.
Ein Vermögen, das Gina Lollobrigida in einem langen Künstlerleben angesammelt hat. Geboren wurde sie am 4. Juli 1927 als Tochter eines Möbelhändlers in den italienischen Abruzzen. Schon mit drei Jahren wird sie zum schönsten Kleinkind Italiens gewählt und wächst zunächst wohlbehütet mit Privatunterricht in Gesang, Tanz, Zeichen und Sprache auf.
Männertraum der 50er Jahre
Der Zweite Weltkrieg zerstört die väterliche Firma und ihr privilegiertes Leben. Gina kann nur dank eines Stipendiums Bildhauerei studieren. Die attraktive Studentin fällt auf und nimmt an mehreren Schönheitswettbewerben teil. Und weil zu dieser Zeit schöne Frauen zum Film gehen, wird sie Schauspielerin.
Mit Filmen wie "Fanfan, der Husar" und "Schönheit der Nacht" wird Lollobrigida zum Superstar. Der Milliardär und Regisseur Howard Hughes holt sie in die USA. Doch die Italienerin lehnt einen Hollywoodvertrag ab und kehrt zurück in ihre Heimat. "La Lollo" verkörpert den Männertraum der 50er Jahre, zumal sie mehr Haut zeigt als ihre Kolleginnen im prüden Hollywood.
"Die Schönste Frau der Welt"
Das bringt ihr zugleich den Ruf ein, ihr Erfolg basiere mehr auf ihrem kurvenreichen Körper als auf ihrem schauspielerischen Talent. Die Kritiken werden besser, als sie an der Seite von Anthony Quinn die Esmeralda in der "Der Glöckner von Notre Dame" darstellt.
Trotz vieler Kritik wird Lollobrigida eine der bestbezahlten Schauspielerinnen der Welt, dreht mehr als 60 Komödien, Tragödien und Historikdramen. Sie spielt die "Schönste Frau der Welt", arbeitet mit Gérard Philipe, Rock Hudson und wird von Präsidenten und Politikern empfangen.
Fotografin und Bildhauerin
Als Ende der 60er-Jahre die Ära der vollbusigen Schauspielerinnen ausläuft, wechselt die Film-Diva in die Kunst: Zunächst arbeitet Lollobrigida als Fotografin, dann entdeckt sie die Bildhauerei für sich. Nicht der Film, sondern die Kunst sei ihr wahres Leben, sagt sie später. Nur eines bleibt ihr nach eigenen Angaben verwehrt: die große Liebe.
Ein Schicksal, das sie mit anderen berühmten Frauen teile. "Wer lässt sich schon gerne darauf reduzieren, der Mann von Gina Lollobrigida zu sein", lautet ihre simple Erklärung. Inzwischen zieht sie die Gesellschaft von Vögeln vor. Rund 700 Pfauen, Fasanen, Enten und Schwänen sollen in ihrer römischen Villa leben.
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