Cremefarbene Pumps mit Straßbesatz an den Absätzen von Marlene Dietrich

14. September 1993 - Der Nachlass von Marlene Dietrich geht nach Berlin

Stand: 14.09.2018, 00:00 Uhr

"Sonnabends und Sonntag küsse ich mich immer satt für die Woche. Eigentlich müsste ich mich recht schämen", notiert Marlene Dietrich im September 1919. Doch für ihre grenzenlose Sinnlichkeit könne sie schließlich nichts, vertraut die 17-Jährige ihrem Tagebuch an.

Der kleine rote Einband mit Goldrand zählt zu den mehr als 300.000 Dingen aus dem Nachlass von Marlene Dietrich, die das Land Berlin am 14. September 1993 bei Sotheby's in New York erwirbt. Fünf Millionen Dollar zahlen die Berliner für die Erinnerungsstücke der Diva, dem wohl berühmtesten Kind der Stadt.

Nachlass von Marlene Dietrich geht nach Berlin (am 14.09.1993)

WDR 2 Stichtag 14.09.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 11.09.2028 WDR 2


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Jugend soll den Glamour sehen

Ein Scheich soll mehr geboten haben, doch der Tochter Maria Riva missfällt der Gedanke, dass die Erinnerungen an ihre Mutter in der Wüste verschwinden könnten. "Ich wollte, dass die jungen Leute kommen, um sich den Glamour anzusehen – und sie sehen die Kleider und wie die Dietrich wirklich aussah", erklärt Riva später im Deutschlandfunk.

Ein Containerschiff bringt die kostbare Fracht nach Berlin: Kleider, Drehbücher, Briefe, Grafiken, Kostümentwürfe, Schmuckstücke, Möbel, Reisegepäck. Marlene Dietrich ist nicht nur eine umjubelter Star gewesen, sondern auch eine leidenschaftliche Sammlerin.

Das Gespür für den großen Auftritt

Heute ist ein Großteil der Sammlung im Berliner Filmmuseum untergebracht. Die Ausstellung widmet der preußischen Primadonna gleich drei Räume. Hier wird der Mythos um die Schauspielerin und Stilikone offensichtlich: Ihre Kleider, ob Privatgarderobe oder Bühnenkostüme, sind aus erlesensten Materialien und von den besten Modeschöpfern kreiert.

"Alles von besonderer Raffinesse, Hingucker, so extravagant. Sie hatte ein sehr gutes Gespür für einen guten Auftritt und sie wusste genau, was sie wollte", erklärt Silke Ronnenburg, Leiterin der Marlene Dietrich Collection.

Im Museum finden Besucher auch den Herrenanzug, den die Diva für Frauen erst populär gemacht hat. Andere Stücke wie den berühmten Bühnenmantel mit den Schwanenfedern und der langen Schleppe sind zu empfindlich, um sie öffentlich auszustellen.

"Wir wussten von den vergasten Kindern"

Ein weiterer Raum ist auf Wunsch der Tochter ihrem Einsatz als Truppenbetreuerin der US-Armee im Zweiten Weltkrieg gewidmet. "Wir wussten doch von den vergasten Kindern und allem...braucht es da großen Mut, sich zu entscheiden, welche Seite man nimmt?", sagt Dietrich später.

Für ihren Kampf gegen die Nazis wird Marlene Dietrich nach dem Krieg in ihrer Heimatstadt als Vaterlandsverräterin beschimpft. Das verletzt den Weltstar, der sich stets als Berlinerin gefühlt hat. Trotzdem lässt sie sich hier beerdigen - neben dem Grab ihrer Mutter.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. September 2018 ebenfalls an Marlene Dietrich. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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