Der Iran soll nach westlichem Vorbild umgestaltet werden: Am 11. Januar 1963 stellt Schah Mohammed Reza Pahlavi ein Reformvorhaben vor, das er als Weiße Revolution bezeichnet. Das Sechspunkteprogramm umfasst neben einer Landreform, der Privatisierung der Industrie und einer Bildungsoffensive auch eine Besserstellung von Frauen.
Vor der Eröffnung eines Wirtschaftskongresses erlässt der Schah am 27. Februar 1963 in Teheran ein Dekret zum aktiven und passiven Wahlrecht von Frauen. "Unsere Revolution wird in der ganzen Welt bejubelt. Aber sie ist erst mit diesem elementaren Menschenrecht komplett", verkündet er.
Tyrann auf dem Thron
Das Scheidungs- und das Abtreibungsrecht werden ebenfalls reformiert. Frauen dürfen nun im Iran studieren, ihren Beruf frei wählen und Dienst bei der Armee leisten - allerdings nicht an der Waffe. In der sogenannten Wissensarmee werden sie zu Lehrerinnen ausgebildet und kämpfen auf dem Land gegen Analphabetismus.
Dennoch sitzt auf dem Thron ein Tyrann, der keinen Diskurs zulässt. Unter anderem fehlen Meinungs- und Pressefreiheit. Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich. Der islamische Klerus erklärt den Schah und den Westen zu Erzfeinden.
Schwarze Reaktion auf Weiße Revolution
Aus dem rund 180 Kilometer südlich von Teheran gelegenen Ghom, dem geistlichen Zentrum der Schiiten, ruft ein 61-jähriger Religionsgelehrter zum Widerstand gegen die Weiße Revolution auf: Ruhollah Musavi Khomeini. Für ihn hängen Frauenwahlrecht und Prostitution zusammen.
In seiner "Rede gegen den Tyrannen unserer Zeit" sagt er: "Die religiösen Gelehrten und der Islam sind die Schwarze Reaktion auf ihre Weiße Revolution." Nach weiteren öffentlichen Stellungnahmen wird Khomeini im November 1964 ausgewiesen.
Protest gegen Khomeini
1979 siegt die Islamische Revolution: Im Januar flüchtet der Schah ins Ausland, im Februar kehrt Khomeini aus dem Exil zurück und übernimmt die Macht. Bereits am 8. März 1979 demonstrieren mehr als 10.000 Iranerinnen in Teheran gegen Khomeinis Kleidervorschriften - vergeblich.
Bis heute sind im Iran Frauen vor dem Gesetz weniger wert als Männer. Ihr Wahlrecht haben sie in der Islamischen Republik aber behalten dürfen. Allerdings werden nur wenige von ihnen in Ämter gewählt.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Februar 2018 ebenfalls an die Einführung des Frauenwahlrechts im Iran durch den Schah. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 28.02.2018: Vor 5 Jahren: Papst Benedikt XVI. tritt als Oberhaupt der katholischen Kirche zurück