Erster Weltkrieg, Westfront, Frühjahr 1916: Während die deutschen Angreifer bei Verdun versuchen, die französische Festungsanlage zu erobern, herrscht 250 Kilometer nordwestlich an der Somme Schrebergarten-Gemütlichkeit. Die deutschen Befestigungen sind mit Blumen bepflanzt und tragen Namen wie "Bayernwäldchen", "Moselstübchen" und "Villa Waldfrieden". Seit fast zwei Monaten wird an dem französischen Fluss nicht mehr gekämpft. Auf der anderen Seite der Front hocken einen Kilometer entfernt Briten im Schützengraben.
Am 24. Juni 1916 ist Schluss mit dem vermeintlichen Frieden an der Somme: Um die französischen Truppen bei Verdun zu entlasten, beginnen die britischen Verbände eine Offensive. Ein einwöchiges Trommelfeuer der Artillerie bereitet den Angriff vor. Rund 1,5 Millionen Granaten gehen auf die deutschen Stellungen an dem 23 Kilometer langen Frontabschnitt nieder. Am 1. Juli 1916 stehen an der nördlichen Somme 120.000 Briten bereit, um vorzurücken. Von ihren Offizieren hören die Soldaten, auf der anderen Seite bei den Deutschen lebe nach diesem Beschuss niemand mehr. Man könne mit dem Spazierstock losmarschieren. Doch das ist eine tödliche Fehleinschätzung.
Mit Maschinengewehren niedergemäht
Die Deutschen hatten in der fast zweijährigen Somme-Besetzung bis zu 20 Meter tiefe Grabensysteme gebaut, in denen sie überlebt haben. In sogenannte Blockhäuser aus Beton haben sie Maschinengewehre eingebaut. Die britischen Angreifer werden in dichten Reihen von den Deutschen niedergemäht. "Das ist der fürchterlichste Tag der britischen Militärgeschichte, bis heute", sagt der Freiburger Historiker Gerd Krumeich. Fast 20.000 Briten sterben, viele in den ersten Minuten der Offensive. Mit insgesamt fast 60.000 Verlusten haben die Briten schließlich den bis dahin größten Tagesverlust im Ersten Weltkrieg.
Den am Angriff ebenfalls beteiligten französischen Divisionen gelingen zwar kleine Geländegewinne. Doch nach vier Tagen läuft sich die Offensive fest. Am 20. Juli 2016 können die Alliierten mit einer zweiten Angriffwelle bis zu sieben Kilometer tief in die deutschen Linien eindringen. Nach wochenlangem Trommelfeuer versuchen Briten und Franzosen eine weitere Offensive, scheitern aber. Briten, Deutsche und Franzosen werden von Granaten zerrissen, ersticken in Giftgas. Zehntausende sterben im Maschinengewehrfeuer. Wer es in den Schützengraben des Gegners schafft, wird mit dem Feldspaten oder einem selbst gebauten Morgenstern erschlagen. Für Bajonette sind viele der Gräben zu eng.
Massen-Propaganda und Panzer
Die Schlacht an der Somme bringt zwei Neuerungen, die für zukünftige Kriege wichtig werden. Zum einen soll Massen-Propaganda an den Heimatfronten für Solidarität mit den eigenen Truppen sorgen. Noch während der Schlacht zeigen die Briten in Großbritannien eine Art Dokumentarfilm: "The battle of the Somme". Die Deutschen ziehen nach mit dem Streifen "Bei unseren Helden an der Somme". Zum anderen setzen die Briten am 15. September 1916 an der Somme zum ersten Mal Panzer ein. Sie nennen sie zu Tarnzwecken "Tanks".
Am 26. November 1916 wird der Angriff wegen Dauer-Regens und der damit verbundenen Verschlammung des Geländes beendet. Die Alliierten sind lediglich auf einer Breite von 40 Kilometern rund zwölf Kilometern weit vorgedrungen. Bei der über fünf Monate langen Schlacht an der Somme sterben mehr als 500.000 deutsche, rund 200.000 französische und über 500.000 britische Soldaten. Das sind mehr Tote als in der "Hölle von Verdun".
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. November 2016 ebenfalls an das Ende der Schlacht an der Somme. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 27.11.2016: Vor 115 Jahren: Clement Studebaker stirbt in South Bend