Der dritte Weltkrieg ist längst Vergangenheit, die Erde lebt endlich in Frieden und wird gemeinsam mit alliierten Außerirdischen regiert. Wir schreiben das Jahr 2200, als die Vereinte Föderation der Planeten einen Raumkreuzer der Sternenflotte auf eine Mission in die Weiten des Alls schickt.
Der Auftrag von James Tiberius Kirk, Captain der U.S.S. Enterprise, lautet: neue Welten erforschen und Kontakt zu fremden Lebensformen aufnehmen. Eine fantastische Friedensmission in der Zukunft - während auf der Erde des 20. Jahrhunderts noch der kalte Krieg herrscht. Willkommen im Star-Trek-Universum von Autor Gene Roddenberry.
Science Fiction als Western im All
Roddenberry, ein ehemaliger Bomberpilot und Polizeisergeant in Los Angeles, hat bereits mehrere erfolgreiche TV-Serien geschrieben. 1964 kann der überzeugte Humanist den Sender NBC dafür gewinnen, einige seiner Enterprise-Abenteuer zu einem Pilotfilm zu verarbeiten. Doch mit "The Cage" (Der Käfig) erlebt er eine Bruchlandung, NBC verweigert die Startfreigabe. "Sie fanden es zu kompliziert", erzählt Roddenberry. "Sie dachten, ich hätte ihnen eine neue Version der Eroberung des Westens angeboten, nur diesmal im All. Und genau das hatte ich, denn Westernserien waren damals sehr erfolgreich."
Aber Roddenberrys Zukunftsvision ist dem Studio viel zu intellektuell: "Sie wollten was Handfestes, nackte Fäuste, Boxkämpfe." Echte Science Fiction hat Mitte der 60-er Jahre nur wenige Fans; Studiobosse sind nicht darunter. Wenn schon, dann sollen sexy Girls in silbernen Brustpanzern à la Barbarella die Welt von übermorgen bevölkern, keine Androiden oder Außerirdische mit spitzen Ohren. Technische Finessen wie Warp-Antrieb und Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphären stören da nur. Dennoch kann Gene Roddenberry NBC überzeugen, einen zweiten Pilotfilm zu finanzieren und landet diesmal einen Volltreffer. Mit William Shatner in der Rolle des Captain Kirk kann er 29 Folgen von "Star Trek" drehen.
Afroamerikanerin im Kommandostand – Eine Sensation
Die Stories müssen zwar mit Action aufgepeppt werden, doch einige Ideen kann Roddenberry verteidigen. Commander Spock als Halb-Vulkanier mit Spitzohr bleibt ebenso an Bord wie Frauen in der multinational besetzten Offiziers-Crew. Die größte Sensation bei der Premiere von "Star Trek" am 8. September 1966 ist aber die Afroamerikanerin Nichelle Nichols in der tragenden Rolle des Kommunikationsoffiziers Uhura. "Damals kriegtest du keine Schwarzen auf dem Bildschirm und ich war stolz, nicht nur einen Schwarzen, sondern eine schwarze Frau und die auch noch als Offizier zu haben", erinnert sich Roddenberry. In der zweiten Staffel darf auch der russische Navigator Chekov auf der Enterprise anheuern. Der Autor hatte in einer sowjetischen Zeitung gelesen: "Die hässlichen Amerikaner haben es wieder getan! Wir waren die Ersten im All, aber die Amerikaner haben nicht einmal einen Russen in dieser Crew."
79 Folgen lang fliegen Kirk & Co. durchs All und machen die Zuschauer mit Erfindungen einer gar nicht allzu fernen Zukunft vertraut: Videotelefonie, Phaser, drahtlose Headsets, Sprachsteuerung, Tarnkappentechnik. Obwohl die Enterprise immer mehr eingefleischte Fans gewinnt, sinken die Einschaltquoten nach der dritten Staffel. Im Juni 1969 stellt NBC die Serie ein. Die "Star-Trek"-Gemeinde aber protestiert lautstark. Über 200 lokale US-Stationen und internationale Sender übernehmen daraufhin die Serie und machen "Star Trek" zum Kult. 1973 darf Captain Kirk endlich zu neuen Abenteuern starten. Inzwischen haben es die Ur-Serie und ihre Nachfolge-Generationen auf insgesamt 703 Folgen und 13 Kinofilme gebracht. "Star Trek" ist damit das erfolgreichste Science-Fiction-Franchise-Produkt des (erforschten) Universums.
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