Stichtag

25. Februar 1837 - Elektromotor patentiert

Thomas Davenport ist Grobschmied. Bekannt aber wird er mit einer eher feingliedrigen Konstruktion von 1834. Äußerlich erinnert sie an eine Nähmaschine, bei der sich in einem beweglichen Holzrahmen vier gewickelte Metallspulen sowie zwei Elektromagnete, ein Eisenstab und das Hochzeitskleid von Davenports Gattin Emily befinden: dessen Funktion ist es, die Drähte zu isolieren.

Historischer Elektromotor (um 1844)

Historischer Elektromotor (um 1844)

"Ich hoffe, dass man mich nicht als Schwärmer betrachten wird, wenn ich vorauszusagen wage, dass bald Motoren hergestellt werden, die die größten Maschinen antreiben können und die lediglich auf der Wirkung zweier galvanischer Magnete beruhen", sagt Davenport über den Elektromotor, dessen Frühform er sich am 25. Februar 1837 patentieren lässt. Es ist das erste Patent für einen Elektromotor überhaupt.

Drei Jahre zuvor ist Davenport mit seinem Antrag noch gescheitert. Diesmal aber hat er gute Referenzen in der Tasche - und mit einem kleinen, elektrisch betriebenen Schienenfahrzeug bewiesen, dass der Motor hinlänglich funktioniert.

Viel zu teure Batterien

Dabei ist Davenport keineswegs der Erfinder des Elektromotors. Das Thema elektrifiziert im 19. Jahrhundert viele Menschen. Es beginnt 1820, als der Däne Hans Christian Oersted die Entdeckung macht, dass ein Stromfluss ein Magnetfeld erzeugt. Im selben Jahr erkennt der Franzose André-Marie Ampère, dass man dieses Magnetfeld durch eine Drahtspule noch verstärken kann. Bereits zwei Jahre später bastelt der Engländer Peter Barlow den ersten funktionsfähigen elektrischen Motor. Allerdings ist er viel zu schwach, um irgend etwas mit ihm anstellen zu können.

1834 – also im selben Jahr wie Davenport – zerschneidet auch der deutsch-russische Physiker Moritz Hermann Jacobi das Kleid seiner Frau, um einen Elektromotor zu konstruieren. Unterstützt von Zar Nikolaus I., der ihm die sündhaft teuren Zink-Platin-Batterien zur Stromerzeugung spendiert, lässt er mit seiner 1-PS-Entwicklung in einem Schaufelrad-Boot bis zu 14 Passagiere über die Newa schippern.

Die Batterien bleiben lange Zeit das Problem. Denn sie sind viel zu teuer, um den Elektromotor effektiv zu machen. Dampfmaschinen bleiben deutlich billiger.  

Ein Stromfresser

Dies ändert erst Werner von Siemens mit seiner Erfindung der Dynamomaschine - und der darauf folgende Ausbau flächendeckender Stromnetze. 1879 schickt von Siemens stromgetriebene Straßenbahnen und Züge auf die Reise. 1898 wird der erste Elektrorasierer patentiert, 1910 konstruiert Alva J. Fisher die erste Waschmaschine mit Elektromotor.

Heute sind Elektromotoren für rund 50 Prozent des gesamten Stomverbrauchs verantwortlich. Der kleinste seiner Art stammt übrigens aus Massachusetts: Er misst nur einen Nanometer. Ein menschliches Haar ist 60.000-mal dicker.

Stand: 25.02.2012

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