Gagnster Meyer Lansky 1973 in Miami aus Taxi steigend

Stichtag

4. Juli 1902 - Geburtstag des US-Mafioso Meyer Lansky

Kein Wirtschaftsförderungsprogramm der USA hatte derart durchschlagenden Erfolg wie die Prohibition – nur auf der falschen Seite des Gesetzes. Mit dem Alkoholverbot 1919 gerät eine ganze Industrie in die Hände von Banden, die die Keimzelle der amerikanischen Mafia bilden. Zu ihren Mitgründern gehört Meyer Lansky, der wohl intelligenteste und einflussreichste Gangster der US-Kriminalgeschichte.

Im weißrussischen Grodno als Majer Suchowliński geboren, kommt der Neunjährige 1911 mit seinen Eltern nach New York. Im Juden-Viertel freundet er sich mit Benjamin "Bugsy" Siegel und dem Sizilianer Charles "Lucky" Luciano an, zwei Jungkriminelle, die Lanskys Werdegang entscheidend prägen. Zusammen erkämpfen sie sich eine Machtposition im Glücksspielgewerbe der Stadt. "Ausgesprochen klug und mathematisch begabt", so der Historiker Bennet Jäger, wird Meyer Lansky zum Planer des Trios. Brutale Aktionen überlässt der kleine, schmächtige Junge seinen skrupellosen Freunden.

Broker zwischen zwei Welten

Früher als alle Konkurrenten erkennt Meyer Lansky die mit der Prohibition entstehenden Profitchancen. Statt durch Gewalt löst er Probleme mit Bestechung und organisiert den Alkoholschmuggel als effizientes Geschäft, das allen Beteiligten ungeahnte Gewinne einbringt. Dabei beweist Lansky neben seinem Finanztalent noch eine andere, unter Gangstern ungewöhnliche Eigenschaft: Redlichkeit. Jeder erhält stets seinen korrekten Anteil. Nie wird er jemanden übervorteilen oder verraten, was ihm neben dem Ruf als Buchhalter der Mafia auch den Beinamen "honest Meyer", der ehrliche Meyer, einträgt.

Meyer Lansky knüpft Kontakte zum bürgerlichen Business, damit seine Geschäftspartner ihre Gewinne legal investieren können. "Er ist ein Broker, ein Knotenpunkt zwischen zwei vermeintlich getrennten Welten, die er geschickt zusammenführt“, erklärt Bennet Jäger, der jahrelang die Fakten in Lanskys legendenumwobenem Leben erforscht hat. Auf das Ende der Prohibition ist Lansky bestens vorbereitet. In großem Stil wendet er sich wieder dem in einigen Staaten legalen Glücksspiel zu. Seine Beteiligungen in Las Vegas gibt er nach mörderischen Machtkämpfen seiner Mafia-Verbündeten auf und investiert sein gesamtes Vermögen auf Kuba, mit dessen Diktator Fulgencio Batista er befreundet ist.

Von Israel abgewiesen

Lange ist das FBI Meyer Lansky auf den Fersen. Doch trotz unzähliger Spitzel, Verhöre und Razzien kann die Bundesbehörde dem bekannten Mafioso keine Straftat nachweisen. Angeklagt wird er oft, aber nie verurteilt, denn alle Daten, Zahlen und Kontakte existieren nur in Lanskys Kopf. Der unauffällige, stets höflich auftretende Mann macht keinen Fehler – bis auf sein absolut sicher geglaubtes Investment auf Kuba. Denn mit der Vertreibung Batistas durch Fidel Castro verliert der inzwischen 57-Jährige aller Wahrscheinlichkeit nach den größten Teil seines Geldes. Ein angeblich verbliebenes Vermögen von 300 Millionen Dollar haben Jäger und andere Biografen als Zeitungserfindung entlarvt.

Nun wird es einsam um Meyer Lansky. Die alten Kumpane sind tot oder sitzen im Gefängnis; in den inneren Mafia-Zirkel ist er als Jude nie aufgenommen worden. Nur die FBI-Verfolger lassen nicht locker. Als der Druck wegen Vorwürfen des Drogenschmuggels zu groß wird, versucht Lansky, nach Israel auszuwandern, wird aber abgewiesen. Noch einmal wird ihm der Prozess gemacht, noch einmal wird er freigesprochen. Schwer krank und ständig von Reportern verfolgt, verbringt er seine letzten Jahre in einem billigen Hotel in Miami. Dort stirbt "das Gehirn der Mafia" am 15. Januar 1983 im Krankenhaus. Bei einer legalen Karriere, zitiert die Süddeutsche Zeitung den respektvollen Nachruf eines FBI-Agenten, "wäre er Verwaltungsratschef von General Motors geworden" – oder heute ein milliardenschwerer IT-Unternehmer.

Stand: 04.07.2012

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