Der englische Staatsmann und Heerführer Oliver Cromwell in einer zeitgenössischen Darstellung.

Stichtag

3. September 1658 - Todestag von Oliver Cromwell

Für die einen ist Oliver Cromwell ein Freiheitskämpfer und Held, für die anderen ein grausamer Tyrann. Auf seine Veranlassung hin schlagen die Engländer 1649 ihrem König Charles I. den Kopf ab. Auch Oliver Cromwell bleibt danach nicht derselbe: Aus dem leidenschaftlichen Parlamentarier wird ein Alleinherrscher, ähnlich dem König, den er bekämpft hatte. Sein Lebenswerk ist umstritten, aber aus der britischen Geschichte nicht wegzudenken: In einer Umfrage der BBC wählten die Engländer Oliver Cromwell 2002 auf Platz zehn der "100 Greatest Britons".

Cromwell führt die "Ironsides" zum Sieg

"Er war ein Organisator, ein Stratege und ein Taktiker", sagt Karl Heinz Metz, emeritierter Professor für Neuere Geschichte in Erlangen und Biograf Cromwells. Als einer der wichtigen Feldherren führt Oliver Cromwell die Truppen des Parlaments, die New Model Army, gegen die Armee des Königs zum Sieg. Die New Model Army steht für eine völlig neue Art der Soldatenausbildung und -führung: Posten werden nach Fähigkeiten besetzt, nicht nach gesellschaftlichem Stand. Erstmals erreichen auch Handwerker Führungspositionen in der Armee. Die Kavallerie befehligt Cromwell selbst. Und es sind seine Reitertruppen, die sogenannten "Ironsides", also die Eisenharten, die den Krieg entscheiden. Ein Offizier der königstreuen Truppen gibt ihnen den Spitznamen, weil sie mit Leichtigkeit durch die Linien des Feindes schneiden. Cromwell hat sie aus gläubigen Puritanern selbst zusammengestellt: Sie sind gebildet, gut ausgerüstet, diszipliniert – und Männer, die für ihre Überzeugung kämpfen, nicht für Geld.

"Das war ganz klar ein Schauprozess"

Oliver Cromwell, 1599 in Huntingdon geboren, hätte das Leben eines friedlichen Gutsbesitzers führen können. Aber er wählt den Aufstand. England ist in dieser Zeit tief gespalten: Die Parlamentarier aus dem Unterhaus wollen über Krieg, Steuern und religiöse Fragen mit entscheiden – doch König Charles I. will das Land in ein absolutistisches Königreich verwandeln. Die Folge sind zwei Bürgerkriege zwischen 1642 und 1649. Bereits 1645 erleiden die Truppen des Königs eine heftige Niederlage: In der Schlacht von Naseby sterben 1.000 königstreue Soldaten, 4.500 Männer werden gefangen genommen und ein Großteil der Waffen und Munition des Königs erbeutet. Danach befindet sich König Charles I. stets auf dem Rückzug und wird nach dem Sieg der Parlamentarier verhaftet. Es ist die Stunde des erfolgreichen Feldherren Cromwell. Er veranlasst einen Prozess gegen den König von England, wegen Mordes und Hochverrats. "Das war ganz klar ein Schauprozess, denn das Urteil stand fest", sagt der Historiker Karl Heinz Metz. Eine Anekdote besagt, dass Cromwell einigen Richtern die Hand geführt hätte, weil sie das Protokoll mit dem Todesurteil nicht unterzeichnen wollten.

"Cromwell erklärte, er sei ein Werkzeug Gottes"

Am 30. Januar 1649 wird Charles I. geköpft und England ist eine Republik. Doch Oliver Cromwell, der Mann, der den König stürzte, wird nun selbst Diktator. Karl Heinz Metz: "Mir scheint, wie viele große Männer, war Cromwell eigentlich ein schwacher, in seiner Natur unsicherer Mensch. Erst die Begegnung mit etwas, das ihn ganz gefangen genommen hatte, ließ ihn dann stark werden." Cromwell ist ein religiöser Fanatiker, der den Glauben missbraucht, um seine Ziele durchzusetzen. "Das hat seine Gegner so ungeheuer erbittert: Cromwell erklärte stets, er tue nur das, was Gott ihm befehle, er sei ein Werkzeug Gottes", sagt Metz. Er unterdrückt politische Gegner im Parlament, schlägt Unruhen unter seinen Soldaten nieder und lässt die Königreiche Schottland und Irland brutal besetzen.

Seit 1653 regiert Cromwell uneingeschränkt als Lordprotektor in England. Als er am 3. September 1658 an der Malaria stirbt, atmen die Menschen auf. Nach seinem Tod wird das Königtum wieder eingeführt, er selbst wird posthum hingerichtet und verscharrt. Doch Cromwell hat etwas Wichtiges erreicht. "Kein König wagte es in Zukunft mehr, das Parlament außen vor zu lassen", erklärt der Historiker Metz.

Stand: 03.09.2013

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