Er ist Rekordhalter: In der langen Geschichte der englischen Monarchie ist Prinz Charles der am längsten amtierende Kronprinz. Das Warten auf die Krone beginnt mit seiner Geburt am 14. November 1948. "Soeben hat Buckingham Palace verkündet, dass Ihre Königliche Hoheit, die Herzogin von Edinburgh um 20.40 Uhr von einem Sohn entbunden wurde", gibt die BBC bekannt. Ab diesem Zeitpunkt wird Charles Philip Arthur George zum ersten britischen Medienprinz. Im Radio wird zum Beispiel über "einen glücklichen Nachmittag mit dem berühmtesten Baby der Welt" im Landhaus in Sunningdale berichtet: "Ein dichtes Programm offizieller Verpflichtungen verhindert, dass die Prinzessin und der Herzog ihren Sohn so oft sehen, wie sich möchten.“
Auch neben dem offiziellen Protokoll herrscht am Hof ein strenges Regiment: Mutter Elizabeth sieht ihren Sohn nur, wenn er morgens von den Kindermädchen gefüttert und abends gebadet wird. Das Familienleben bleibt meist auf Publicity-Termine beschränkt. Als Elizabeth am dritten Geburtstag ihres Sohnes von einem Staatsbesuch in Australien zurückkehrt, nimmt sie ihn nicht in den Arm, sondern gibt ihm die Hand. "Einem dreijährigen Kind! Nach einer langen Trennung! Absolut grotesk", sagt Historiker Piers Brendon, der eine biografische Studie über Charles verfasst hat. Auch die Erziehungsmethoden des oft abwesenden Vaters Philip sind hart. Um seinem Sohn das Schwimmen beizubringen, wirft er ihn am tiefen Ende des Beckens ins Wasser. "Er wollte ihn zum Mann machen", so Brendon.
"Die Existenz rechtfertigen"
Prinz Charles kommt als Achtjähriger ins Internat und wird dort wegen seiner herausgehobenen Position zum Außenseiter: "All seine Schulkameraden mieden ihn, denn jeder, der sich mit ihm unterhielt, stand schnell im Ruf, ein Speichellecker zu sein", sagt Brendon. Trotz mäßiger Abschlussnoten studiert Charles in Cambridge: Archäologie, Anthropologie und Geschichte. Mit dem aufmüpfigen Studentenmilieu der 1960er Jahre hat er nicht viel zu tun. "Er lebte in einer Art königlicher Blase", so Brendon. Nach dem Ende des Studiums hat Charles keine vorgegebene Funktion: "Dauernd habe ich das Gefühl, ich müsste meine Existenz rechtfertigen".
Mitte der 1970er Jahre gründet er den "Prince's Trust", der seitdem hilft, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Er engagiert sich auch für die Umwelt, menschengerechte Architektur und biologische Landwirtschaft. Zudem sorgt Charles als Thronfolger für königlichen Nachwuchs: 1981 heiratet er Lady Diana Spencer. Nachdem sie sich kaum ein Dutzend Mal gesehen haben, geben sie sich vor knapp einer Milliarde Fernsehzuschauern weltweit das Ja-Wort. Die Ehe läuft von Anfang an schlecht, bald gehen sie sich aus dem Weg, außer bei gemeinsamen Auftritten. Das Einzige, was sie verbindet, sind ihre beiden Söhne Harry und William. 1997 beendet der Unfalltod Dianas die Beziehung. Damit ist der Weg frei für die große Liebe von Charles, mit der er während seiner Ehe eine Affäre hatte: Camilla Parker Bowles. Er heiratet sie 2005.
Mischt sich in die Tagespolitik ein
Anders als die Queen hat sich Charles mit seiner Meinung nie zurückgehalten und mischt sich in die Tagespolitik ein. "Er schreibt endlos lange Briefe, die im Regierungsviertel Whitehall 'Schwarze Spinnen' genannt werden, weil sie handgeschrieben sind und versehen mit allen möglichen seltsamen Unterstreichungen und Anmerkungen", sagt Historiker Brendon.
Ob und wann Charles König wird, ist derzeit nicht abzusehen. Wenn seine Mutter Elizabeth ihrer Mutter, Queen-Mum, nacheifert, trägt Charles frühestens mit 85 Jahren die Krone. Möglicherweise seufzt der ewige Thronfolger wie einst Edward VII. über Queen Victoria: "Ich habe nichts dagegen, zu einem ewigen Vater zu beten, aber ich bin wohl der einzige Mann in diesem Land, der mit einer ewigen Mutter geschlagen ist."
Stand: 14.11.2013
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. November 2013 ebenfalls an Prinz Charles. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.