Korrupte Politiker und pfiffige Pfarrer, gewitzte Anwälte oder einfach Typen von nebenan, mal gutmütig, mal verschlagen: Günter Strack verkörpert sie alle mit Leib und Seele. In mehr als 400 TV-Rollen ist der wohlbeleibte Hesse das Gegenteil von dem, was die Branche abschätzig einen "Gesichtsverleiher" nennt.
Als Günter Strack 1999 stirbt, verliert das deutsche Fernsehen einen seiner vielseitigsten und leidenschaftlichsten Charakterdarsteller. Einen verlässlichen Publikumsliebling, der noch der flachsten Rolle Profil und Gewicht gab.
Hitchcock holt ihn für Spionage-Thriller
Auf seinen großen Durchbruch zum Fernsehstar aber muss der am 4. Juni 1929 in Darmstadt geborene Strack über drei Jahrzehnte warten. In Oberhausen debütiert er 1949 mit Schillers "Kabale und Liebe". Von der Öffentlichkeit noch unbeachtet, folgen feste Engagements in Wiesbaden, Hannover und Stuttgart. Es sind Jahre, in denen Strack an klassischen Rollen zum Vollblutschauspieler reift und an Leibesfülle stetig zulegt. Denn neben der Bühne gehört seine Liebe auch gutem Essen und gutem Wein. Der Bauchmensch und Hobby-Winzer Strack weiß zu leben. "Wenn ich hungrig bin, dann bin ich nicht sehr angenehm", gesteht er einmal in einem Interview.
Anfang der 1960er-Jahre meldet sich Hollywood bei Strack. Kein Geringerer als Altmeister Alfred Hitchcock engagiert ihn für seinen Spionage-Thriller "Der zerrissene Vorhang" mit Hauptdarsteller Paul Newman. "Es war eine große Zeit, eine große Erfahrung", erinnert sich Strack an die Dreharbeiten. Doch trotz guter Kritiken kehrt er in seine Heimat zurück und tritt nur 1974 in "Die Akte Odessa" nochmals in einer internationalen Kino-Produktion auf. Dafür bereichert er nun "Tatort", "Derrick" und Literatur-Verfilmungen mit unvergesslichen Charakteren – nie gekünstelt, immer voll aus dem Leben.
Radikale Milieu-Wechsel
Mit der Krimi-Serie "Ein Fall für zwei" schafft Günter Strack 1981 dann den Sprung zum Fernsehstar. 60 Folgen lang spielt er neben Claus Theo Gärtner alias Detektiv Josef Matula den ausgefuchsten Rechtsanwalt Dr. Renz. Noch populärer wird er als Onkel Ludwig in der Familien-Serie "Diese Drombuschs". Die Zuschauer lieben den gemütlichen Brummbären, der mit stoischer Beharrlichkeit seine Vorstellungen vom kleinen Glück durchsetzen und das Herz der strengen Witwe Drombusch (Witta Pohl) erobern will. Eine Rolle, die ihm ebenso auf den üppigen Leib geschrieben ist wie die skurrilen Typen, die er in den "Hessischen Geschichten" zum Leben erweckt.
Als katholischer Pfarrer in "Mit Leib und Seele" wirkt der Protestant Strack so überzeugend, dass ihn Tausende von Zuschauern auch privat um Beistand bitten. Getreu seinem Credo, nie auf einem Fach sitzen zu bleiben, wechselt das Schwergewicht erneut radikal das Milieu. Ab 1994 spielt er in "Der König" einen eigenbrötlerischen Alt-Kriminalen und in Dieter Wedels "Der Schattenmann" neben Mafioso Mario Adorf einen äußerst zwielichtigen Bürgermeister. Zwei Jahre später, auf dem Höhepunkt seiner Popularität, erleidet Günter Strack einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr richtig erholt. Am 19. Januar 1999 stirbt der zeitlebens allüren- und affärenlose Volksschauspieler mit 69 Jahren an Herzversagen.
Stand: 04.06.2014
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