Gestrichene Flüge durch Verdi Warnstreik | sv
00:27 Min.. Verfügbar bis 01.02.2026.
Streiks an Flughäfen: Düsseldorf und Köln/Bonn betroffen
Stand: 01.02.2024, 20:20 Uhr
Ein Warnstreik des Sicherheitspersonals hat den Flugbetrieb in Düsseldorf und Köln/Bonn am Donnerstag weitgehend lahmgelegt. Ein Überblick.
Wer heute von Köln/Bonn aus fliegen wollte und dort landen sollte, hatte ein Problem: Es fanden fast keine Passagierflüge statt. Die Anzeigetafel zeigte hinter den ursprünglich geplanten Starts und Landungen vor allem einen Hinweis an: "annulliert / cancelled".
Grund ist die Arbeitsniederlegung der Sicherheitskräfte, zu der die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Am Mittwochabend um 21 Uhr hatte der Warnstreik begonnen - dauern soll er bis Donnerstag 24 Uhr. Am Flughafen Köln/Bonn fanden deshalb 92 Passagierflüge (48 Starts, 44 Landungen) nicht statt. Auf dem Flugplan standen ursprünglich 113 Passagierflüge (53 Starts, 60 Landungen). Die Terminals blieben deshalb heute größtenteils vollkommen leer.
In Düsseldorf fällt jeder dritte Passagierflug aus
In Düsseldorf, wo es im Gegensatz zu Köln/Bonn ein Nachtflugverbot gibt und der Ausstand erst um Mitternacht losging, sah es besser aus. Der Airport gab den Anteil der Absagen mit etwa einem Drittel an: Von ursprünglich geplanten 286 Flugbewegungen konnten 188 stattfinden (81 Abflüge und 107 Ankünfte) teilte der Flughafen mit. Betroffen seien auch Langstreckenflüge zu den Drehkreuzen am Golf und Zubringer für Kreuzfahrten. Sechs Flüge wurden umgeleitet.
In Düsseldorf ist noch Betrieb
Nach WDR-Informationen hielten sich die Probleme an der Sicherheitskontrolle am Donnerstagmorgen in Düsseldorf in Grenzen. Teilweise hätten Passagiere die Kontrolle in gerade mal zwei Minuten hinter sich gebracht. Der Airport setze zahlreiche befristet Beschäftigte ein, erklärte Andrea Becker von Verdi NRW. Sie habe Verständnis, dass dieses Personal dem Streikaufruf größtenteils nicht gefolgt sei. Denn: Diese Mitarbeiter müssten damit rechnen, dass ihre Verträge nach einem Ausstand nicht verlängert werden.
Schnell noch durch die Sicherheitsschleusen gekommen
Fast nichts geht mehr in Köln/Bonn
In Köln/Bonn hob in der Warnstreikzeit Unternehmensangaben zufolge eine einzige Maschine ab - und zwar kurz nach Beginn der Arbeitsniederlegung. Die Passagiere waren durch die Sicherheitsschleusen gekommen, als dort noch kein Arbeitsausstand war. Drei andere Flüge wurden von Donnerstagabend auf den frühen Freitagmorgen geschoben, damit die Passagiere nach Ende des Warnstreiks durch die Sicherheitsschleusen kommen.
Verdi: Warnstreik erfolgreich
Verdi wertete den Warnstreik als Erfolg. Die Warnstreik-Beteiligung sei in Köln/Bonn "extrem hoch", sagte Verdi-Vertreter Özay Tarim am frühen Donnerstagmorgen. Für die Nachtschicht der Fluggastkontrolle sei niemand erschienen und für die etwas später startende Nachtschicht der Personal- und Warenkontrolle seien nur sehr wenige Beschäftigte zur Arbeit gekommen.
Der Warnstreik sei ein starkes Zeichen an die Arbeitgeber. Diese müssten sich in dem Tarifkonflikt endlich bewegen. Am 6. und 7. Februar wollen sich die Tarifparteien zur nächsten Verhandlungsrunde treffen. "Wir werden abwarten, was die Verhandlungen bringen", sagte Tarim. Danach könnte es erneut Warnstreiks geben.
Eine kurzfristige Verlängerung des Donnerstagsstreiks in der Luftsicherheit werde es aber in NRW nicht geben, sagte Tarim. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag sei dieser um Mitternacht vorerst vorbei. Eine Sprecherin des Köln/Bonner Airports sagte, für Freitag rechne man mit einem normalen Flugbetrieb.
Der Flughafen Köln/Bonn ist nicht nur für Passagiere wichtig, sondern auch ein großes Drehkreuz für Frachtflieger. Auch dieser Bereich wurde von den Arbeitsniederlegungen getroffen - in der Nacht kam es zu einem langen Stau von Lastwagen, die Frachtgut abliefern wollten.
Warum ist Köln/Bonn mehr vom Streik betroffen als Düsseldorf?
Mehr Passagiere in Paderborn
Dass Düsseldorf von den Warnstreiks deutlich schwächer getroffen wurde als Köln/Bonn, lag nach Ansicht des Gewerkschafters Tarim daran, dass dort deutlich mehr Sicherheitsleute in befristeten Arbeitsverhältnissen sind. Daher hätten die Beschäftigten Scheu, die Arbeit niederzulegen, obwohl dies ihr gutes Recht sei. Tarim empfand es zudem als Provokation, dass eine in Düsseldorf tätige Sicherheitsfirma ihren Beschäftigten eine Extrazahlung von 200 Euro brutto angeboten habe. So eine Einmalzahlung bringe den Menschen kaum etwas, stattdessen bräuchten sie in Zeiten hoher Inflation dauerhafte Lohnerhöhungen. In dem Tarifkonflikt fordert Verdi 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde. Der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 12 Monaten haben. Den Arbeitgebern gehen die Forderungen zu weit.
Bundesweit betraf der Streik auch die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart.
Verdi: Belastungen sollen ausgeglichen werden
Zum Luftsicherheitsbereich gehören Beschäftigte der Fluggastkontrolle, der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und aus den Servicebereichen. Verdi fordert für sie unter anderem 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde und höhere Funktionszulagen. So sollen demnach inflationsbedingte Belastungen - wie die Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie - insbesondere in den unteren Lohngruppen ausgeglichen werden.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Verdi mit Streiks beim Sicherheitspersonal den Betrieb an vielen Flughäfen bundesweit praktisch zum Erliegen gebracht.
Unsere Quellen:
- Reuters
- Nachrichtenagentur dpa
- Flughafen Köln/Bonn
- Flughafen Düsseldorf, auf WDR-Anfrage