Der Klever Stadtteil Schenkenschanz ist vom Rheinhochwasser umschlossen

Hochwasser-Risiko (bald) einfach per App checken

Stand: 16.10.2024, 15:13 Uhr

Wie sicher ist mein Haus vor Überflutung durch Hochwasser oder Starkregen? Eine neue Smartphone-App soll Antworten geben - kann's aber noch nicht überall.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Spätestens seit der Hochwasserkatastrophe von Juli 2021 ist klar: Überschwemmungen mit katastrophalen Auswirkungen können viele Menschen in NRW treffen - plötzlich und unerwartet. Während früher Hochwasserereignisse an großen Flüssen eher langsam und damit planbar auftraten, können Starkregenereignisse heute viel mehr Menschen in NRW treffen.

Leicht zugängliche Informationen

Aber wer in NRW ist betroffen? Können Überflutungen durch Hochwasser oder Starkregen auch mein Haus gefährden? Antworten dazu liefern heute schon verschiedene Portale und Karten im Netz. Nur: Sie richten sich eher an Fachleute und sind nicht sonderlich leicht zu bedienen.

Screenshot der Anwendung "FloodCheck"

Karte gibt Risiko-Infos für Wohnort

Das hat mittlerweile auch das Land NRW erkannt: "Das ist nicht etwas, was für Leute gedacht ist, die mal eben zwischen Feierabend und der Tagessschau klicken und sich Gedanken machen", erklärte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) am Mittwoch - und präsentierte zusammen mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Uli Paetzel von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) eine zugänglichere Lösung: die "Flood Check App". Damit sollen künftig alle Nutzerinnen und Nutzer in NRW prüfen können, wie gut ihr eigenes Zuhause vor Überflutung, Starkregen oder Hochwasser geschützt ist.

Noch nicht alle Adressen in NRW abrufbar

Ziel sei es, allen Bürgerinnen und Bürgern einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Informationen zur konkreten Gefährdungslage ihrer Immobilie zu ermöglichen, erklärte Ina Scharrenbach bei der Vorstellung am Mittwoch. Noch sind dort aber nicht alle Städte und Gemeinden in NRW hinterlegt.

Die von der Emschergenossenschaft und Lippeverband entwickelte App deckt aktuell nur die Städte Bochum, Bottrop, Essen, Gelsenkirchen, Gladbeck, Herne und Herten ab. Sie soll nun aber um Daten aus ganz NRW ergänzt werden. Dazu schreibt das Land derzeit alle Kommunen an und hofft, in spätestens neun Monaten ganz NRW in der App abbilden zu können.

So funktioniert die App

Ein Mensch schaut auf sein Smartphone.

App per Smartphone und Computer nutzbar

Nach Eingabe der gesuchten Adresse erhalten Nutzerinnen und Nutzer in der App eine Überflutungskarte der näheren Umgebung. Zudem werden ihnen Informationen zur Gefährdung ihrer Immobilie durch Starkregen oder Hochwasser angezeigt.

Sie können nach der Beantwortung einiger Fragen ihr Haus auch auf potenzielle Schwachstellen überprüfen - und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten. "Gemessen am Schaden ist die Eigenvorsorge viel günstiger", betonte Scharrenbach. Für den "Starkregenschutz aus der Hosentasche", wie Scharrenbach die App nennt, stellt das Land 300.000 Euro zur Verfügung.

Die App ist auch über ein Tool im Internet nutzbar:

Maßnahmen, um das eigene Haus vor Wassermassen zu schützen, müssen nicht immer kostspielig sein, betonte Uli Paetzel von Emschergenossenschaft und Lippeverband. Einfache Mittel reichen oft aus: So könne man Kellerschächte mit Glas abdecken, damit kein Wasser eindringen könne. Durch Anheben des Pflasters könne die Fließrichtung des Wassers geändert werden.

Wiederaufbau nach Hochwasserkatastrophe

Bei der Vorstellung der App präsentierte Kommunal- und Bauministerin Scharrenbach auch aktuelle Zahlen zum Wiederaufbau nach der Jahrhundertflut 2021, bei der allein in NRW 49 Menschen ums Leben gekommen waren. Demnach hat das Land bislang mehr als vier Milliarden Euro Hilfen für den Wiederaufbau bewilligt. Davon wurden laut Ministerium knapp 1,9 Milliarden Euro ausgezahlt.

Von den bewilligten Mitteln fallen 839 Millionen Euro auf Privatleute. Ausgezahlt wurden rund 687 Millionen Euro, also Fast 82 Prozent. Der Großteil der bewilligten Summe, rund 2,75 Milliarden Euro, ist für den Wiederaufbau beschädigter Infrastruktur vorgesehen. Hier wurde laut Ministerium mit rund 678 Millionen Euro etwa ein Viertel des Geldes ausgezahlt.

Über das Thema berichten wir am Mittwoch (16.10.) in den Hörfunknachrichten und in der Sendung Westblick auf WDR 5.

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