Ständig Stau an den Bahnübergängen in Kempen

Stand: 10.03.2025, 15:34 Uhr

Drei Bahnübergänge in Kempen sorgen immer wieder für Staus. Die Bahnlinie teilt die Stadt in zwei Hälften. Zusammengerechnet bis zu 30 Minuten pro Stunde sind die Schranken geschlossen - wenn es schlecht läuft. Ab Ende 2027 soll eine zweite Bahnlinie hinzukommen, dann könnten sich die Schließzeiten noch weiter erhöhen.

Von Manuela Klüppel

Die Ampel schaltet am Bahnübergang auf Rot - die ersten Fahrzeuge bleiben stehen. Ein Signalton erschallt, die Schranke schließt sich am Hooghe Weg in Kempen und der Verkehr kommt zum Erliegen.

Wartezeiten bis zu zehn Minuten

Mehrere Minuten stehen die Menschen in Kempen hinter den Bahnübergängen | Bildquelle: WDR

Ein Lastwagenfahrer erzählt: "Die Schranken sind schon nervig. Man steht hier sehr lange, manchmal bis zu zehn Minuten." Die Autos warten bis in den Kreisverkehr kurz vor dem Bahnübergang, selbst in die Nebenstraße staut sich der Verkehr. Als sich die Schranken wieder öffnen, dauert es Minuten, bis alle Autos wieder fahren können und der Verkehrsstau sich aufgelöst hat.

Niers-Express im Halbstundentakt

Jede halbe Stunde hält der Niers-Express in Kempen: Das heißt, er fährt zweimal in der Stunde in Richtung Düsseldorf, zweimal in Richtung Kleve - also alles in allem vier Mal pro Stunde. Zur Rushhour morgens verdoppelt sich die Anzahl der Fahrten und damit auch die Schließzeiten der Schranken. Jetzt im März gibt es zwar einige Zugausfälle, aber seit der Modernisierung der Strecke sind die Schließzeiten anscheinend länger geworden.

Viele Menschen beschweren sich

Bei der CDU in Kempen liegen inzwischen viele Beschwerden von Bürgern, Handwerkern und Firmen vor. "Wir haben hier einen wahnsinnigen Rückstau und das ist mittlerweile unerträglich", erklärt Hans-Joachim Herbst, Fraktionsvorsitzender der CDU in Stadtrat. Die CDU fordert, dass die Stadtverwaltung mit der Bahn klärt, wie man das Problem lösen kann.

Mehr Bahnverbindungen vergrößern das Problem

Aber auch an den anderen beiden Bahnübergängen in Kempen ist die Situation nicht besser. Auf der Strecke fährt der RE 10, in drei Jahren soll die RB 37 noch hinzukommen. Dann wird die Situation richtig kritisch, insbesondere für die Rettungswagen in Kempen.

Rettungswagen stehen vor verschlossenen Schranken

Peter Nilges, Leiter der Rettungswache Kempen | Bildquelle: WDR

Denn diese stehen bereits jetzt schon bei jedem zweiten Einsatz in der Stadt an den Schranken. Eigentlich müssten sie nach acht Minuten beim Patienten sein. Vergangenes Jahr konnte die sogenannte Hilfsfrist rund 260 Mal nicht eingehalten werden. Vor allem wegen der Schranken sagt Peter Nilges, Leiter der Rettungswache. Für seine Kollegen bedeuten die Schranken viel zusätzlicher Stress.

"Das bringt auch nichts zu drehen und dann über den Außenring zu fahren, weil wir dadurch keine Zeiten gut machen können." Peter Nilges, Leiter der Rettungswache Kempen

Bahngleise werden über Kamera kontrolliert

Bahnschranken müssen jedes Mal kontrolliert werden | Bildquelle: WDR

Großen Spielraum auf das Problem zu reagieren, hat die Deutsche Bahn nicht, sagt sie. Vor jeder Durchfahrt müsse ein Mitarbeiter zur Sicherheit per Kamera prüfen, ob die Gleise wirklich frei sind. "Diese Prüfung dauert für gewöhnlich etwas länger. Je nach Zugfolge können die Schranken leider etwas länger geschlossen sein. Eine technische Anpassung der drei Bahnübergänge ist leider nicht möglich", erklärt ein Bahnsprecher auf Anfrage des WDRs.

Lösung nur durch Millioneninvestitionen

Die Stadt Kempen plant daher bereits eine zweite Rettungswache zu bauen, vier bis sechs Millionen Euro würde das kosten. Den Autofahrern ist damit aber nicht geholfen. Laut Bürgermeister Christoph Dellmans befindet sich die Stadt in Gesprächen mit der Deutschen Bahn. Die Bahn soll im Umwelt- und Klimaausschuss der Stadt Ende des Monats nochmal Stellung beziehen, erklärt Dellmans: "Wir brauchen klare Erkenntnisse, um dann weiter in die Planung reinzugehen."

Brücke oder Unterführung als Lösung

Sollte wirklich ein Brückenbau oder eine Unterführung notwendig werden, würde die Planung alleine zehn Jahre dauern, schätzt er. Solange bleibt vielen Autofahrern nur der Umweg über die Umgehungsstraße oder viel Geduld vor den Bahnschranken in Kempen.

Unsere Quellen:

  • Verkehrsteilnehmer vor Ort
  • Deutsche Bahn
  • Peter Nilges, Leiter der Rettungswache Kempen
  • Hans-Joachim Herbst, Fraktionsvorsitzender der CDU Kempen
  • Bürgermeister Christoph Dellmans

Über dieses Thema berichten wir am 10.03.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.