Plagiarius: Preis für die dreisteste Produktpiraterie
Lokalzeit aus Düsseldorf. 07.02.2025. 01:44 Min.. Verfügbar bis 07.02.2027. WDR. Von Georg Lembeck.
Plagiarius-Negativpreis für die Fälscher Wuppertaler Zangen.
Stand: 09.02.2025, 10:00 Uhr
Eine Knipex-Zange hat den Preis für das beste Plagiat bekommen, den "Plagiarius".
Von Georg Lembeck
Die Zange sieht mit aus wie eine Kopie der Front- und Seitengreifzange "Knipex Twin Grip". Aber wenn Ralf Putsch genau hinsieht, erkennt er Qualitätsunterschiede, die billige Machart, die eingeschränkte Funktionsweise.
Dennoch wird der chinesische Produktfälscher, der die Zangen online vertreibt, Geld verdient haben. Die Kosten für Entwicklung, Materialprüfung, Marketing und Kundeninformation, Kosten, die Knipex bei jeder Produkteinführung hat - für den chinesischen Hersteller fallen sie weg.
Gegen Innovationsklau und unfairen Wettbewerb
Verliehen für dreiste Produktfälschungen - der Plagiarius
Produktfälscher greifen nur ab, imitieren ein erfolgreiches Produkt - und schaden so den Original-Herstellern. Und sie schaden Kunden, die nur bedingt einsatzbereites Werkzeug erhalten, das auch gefährlich sein kann, wie etwa bei Hämmern oder Elektrowerkzeug.
Ein Plagiat, das nicht funktioniert - Ralf Putsch probiert es aus
Für Ralf Putsch sind solche Plagiate eine Plage. "Wir gehen solchen Verstößen jedes Mal nach. Wir haben einen externen Dienstleister, der nach solchen Fälschungen Ausschau hält. Und eine Rechtsabteilung, die sich hauptsächlich darum kümmert." Kosten und Schäden im fünfstelligen Bereich entstehen Knipex dadurch.
Plagiate als Postsendung werden beschlagnahmt
Im Hauptzollamt Düsseldorf kennt man das Problem nur zu gut. Tagtäglich durchsuchen Beamte Kartons mit gefälschten Turnschuhen, T-Shirts und auch Luxusprodukten, wie ein Teeservice von Hermes.
"Hier kostet eine Original-Tasse um die 300 Euro - Sie können sich vorstellen, was das ganze Service kostet," so Zollsprecher Fabian Pflanz.
Der Zoll im Flughafen Düsseldorf - Plagiate in riesigen Mengen
Alle gefälschten Produkte werden genauestens registriert und aufgelistet. Die Liste wird an den Markenrechte-Inhaber, zum Beispiel den Turnschuhproduzenten mit den drei Streifen, weitergeleitet. Der entscheidet dann, was mit den Fälschungen passiert - und ob zivilrechtlich gegen deren Importeure vorgegangen wird.
Schäden in Milliardenhöhe
Die Plagiarius-Jury, die dieses Mal zum 49. Mal die dreisteste Produktimitation auszeichnet, hatte auch dieses Jahr einen schweren Job. Denn ob Fahrradkörbe, Spielzeuglaster oder ein Mercedes-Kühlergrill - Produktfälscher kennen kaum Grenzen.
Original und Plagiat - auch Spielzeug ist betroffen
Bei der Verleihung des Schmähpreises während der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt kamen aktuelle Zahlen auf den Tisch. 2023 wurden an den EU-Außengrenzen und im EU-Binnenmarkt mehr als 152 Millionen gefälschte Artikel mit einem geschätzten Wert von etwa 3,4 Milliarden Euro beschlagnahmt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein.
Wie ein Kampf gegen Windmühlen
Was den Zangenhersteller aus Wuppertal besonders ärgert, ist die Tatsache, dass bei Beschwerden angebotene Plagiate von den meisten Online-Plattformen entfernt werde. "Doch am nächsten Tag sind sie oft schon wieder da, manchmal unter einem anderen Namen."
Dabei gebe es, so Knipex-Geschäftsführer Pusch, inzwischen KI-gestützte Systeme, mit denen solche Plagiate schnell erkannt werden können. Den Plattformen sei das wohl egal - schließlich verdienen sie bei jedem Verkauf. Und weder die Online-Plattformen noch die Produktfälscher selbst müssten mit einer Strafe rechnen.
Unsere Quellen:
- Aktion Plagiarius e.V.
- Knipex-Wuppertal
- Hauptzollamt Düsseldorf