Langsam rollt ein 40-Tonnen-Laster auf ein Gewerbegelände am Dortmunder Hafen. Er hält vor einer 450 Quadratmeter großen Halle. Innen stehen Hochregale, vollgestopft mit Hilfsgütern wie Verbandsmaterial, Krankenhausbetten und Winterkleidung. Das Beladen beginnt.
Alexandra Röhrich vom "Team internationale Beziehungen" der Stadt Dortmund erzählt von den ersten beiden Transporten in diesem Jahr. Sie ist die Frau für die humanitäre Hilfe: "Zwei Großküchen sind an Schulen in Schytomyr geliefert worden. Außerdem Feuerwehrfahrzeuge und andere Hilfsgüter". Dieser Transport ist bereits der dritte allein in diesem Jahr. 33 Palletten passen hinein. Freitag soll er in der Ukraine ankommen.
Eigenes Team für humanitäre Transporte
Dortmund ist weit und breit die einzige Stadt, die ein Team für humanitäre Transporte hat. "In Dortmund leben viele Menschen, die ihre Wurzeln in der Türkei, Syrien oder der Ukraine haben. Wir vertreten auch deren Interessen, wenn wir dort helfen", erklärt Alexandra Röhrich. Viele Dortmunder Türken stammen aus Hatay. Nach dem Erdbeben vor zwei Jahren rollten die Lkw auch dorthin.
Die 33-Jährige war Kriminalkommissarin, bevor sie zur Stadt Dortmund kam. Jetzt organisiert sie Transporte, Fördermittel des Bundes und günstige Speditionen. Ihr Büro finanziert auch die Lagerhalle vor der gerade beladen wird. Hier ist allerdings Sebastian Heinze der Macher. Der 28-Jährige hat noch als Student die Hilfsorganisation Grenzenlose Wärme e.V. gegründet. Damals war er mit Kommilitonen in die Flüchtlingslager in Griechenland gereist, um dort zu helfen. Schnell war ihnen klargeworden, dass die Organisationen vor Ort Materialnachschub brauchen.
Seitdem koordiniert Heinze Hilfsgüterspenden von Unternehmen, die dann aus der Halle am Dortmunder Hafen in die Länder geliefert werden, in denen sie gebraucht werden. Das sind Katastrophen- und Kriegsgebiete aber auch Bosnien, Frankreich, Griechenland. Hier leben tausende Flüchtlinge in den Lagern der sogenannten Balkanroute, die von meist kleinen Hilfsorganisationen vor Ort versorgt werden.
Zusammenarbeit macht große Hilfe möglich
Dass die Stadt Dortmund zügig Hilfstransporte auf die Beine stellen kann, liegt am Lager von "Grenzenlose Wärme e.V." Da liegt die Ware. Das der Verein das Lager hat, liegt an der Stadt. Die zahlt die Miete. Die Zusammenarbeit macht beide Seiten effektiver. Heute gehen 4000 Kleidungsstücke vom BVB gespendet auf die 1700 Kilometer lange Reise nach Schytomyr. Dazu kommen Krankenhausbetten, Toilettenpapier, mehrere Palletten Verbandmaterial und andere Hilfsgüter.
Die 260.000 Einwohnerstadt liegt 90 Autominuten westlich von Kiew und soll noch in diesem Jahr Dortmunds Partnerstadt werden. Im Sommer will Alexandra Röhrich dann mitfahren. Im Gepäck: Tonnenweise Hilfsgüter. Der nächste Transport ist bereits in Arbeit. Sebastian Heinze rührt schon die Werbetrommel, um weiterhin Sachspenden von Unternehmen zu bekommen.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Stadt Dortmund
- Grenzenlose Wärme e.V.
Über dieses Thema berichten wir am 05.02.2025 auch im Radio, auf WDR2 in der Lokalzeit aus Dortmund.