Am Rand der Dortmunder Innenstadt, im Reinoldinum, füllt sich am Abend der Saal im ersten Stock. Die Stimmung ist freundlich und offen. Es geht um den Drogenkonsumraum und die Frage: Wo soll er hin? Seit Monaten wird darüber in Dortmund gesprochen.
Nicht in die Nähe von drei Schulen
Der 12-jährige Mika ist mit seinem Vater gekommen. Mika hat eine klare Haltung zu dem Thema: Es muss geholfen werden, aber nicht in der Nähe von drei Schulen. Damit spricht er schon vor Beginn der Diskussion aus, was viele im Saal denken.
Probleme im Umfeld
![Durch den Bildschirm einer Kamera ist der Saal mit Publikum zu sehen. | Bildquelle: WDR / Katja Leistenschneider Durch den Bildschirm einer Kamera ist der Saal mit Publikum zu sehen.](/nachrichten/lokalzeit-stadtgespraech-foto-100~_v-ARDAustauschformat.png)
Meinungsaustausch beim Lokalzeit Stadtgespräch in Dortmund zwischen Podium und Publikum.
Es ist ein Nebeneinander der Positionen beim Stadtgespräch. Thomas Schäfer vom Handelsverband ist im Publikum und beschreibt, wie die Situation für die Anwohner und den Handel ist: "Es wird geklaut, es wird uriniert, es wird abgeführt, es wird gebrochen. Die Menschen sind einfach nicht mehr Herr ihrer eigenen Sinne. Die brauchen Hilfe, gar keine Frage, aber es darf natürlich nicht zu Lasten der Anwohner, der Händler und auch der Kunden gehen."
Positive Entwicklung: Alle einig, dass Drogensüchtige Hilfe brauchen
Auf dem Podium ist Willehad Rensmann, Leiter der Aidshilfe und dem Cafe Kick, das den Drogenkonsumraum betreibt. Rensmann sieht die Probleme des Handels und der Anwohner. "Wir würden uns das auch anders wünschen", sagt er und beschreibt wie Crack die Szene verändert hat. Neben ihm sitzt Lena Dümer vom Modehaus Hofius. Ihr Geschäft ist nicht weit vom Drogenkonsumraum entfernt und leidet unter dieser Nähe. Die Kunden sind verschreckt.
Drogenkonsumraum in der Nähe von Schulen
Die Stadtverwaltung in Dortmund hat nach anderen Orten gesucht. 100 Vorschläge standen zur Prüfung, sagt eine Grünen-Politikerin. Auch ein Standort in der Nähe der Innenstadt, aber vor allem in der Nähe von drei Schulen und einem Kindergarten. "Das ist nicht der richtige Ort", sagt eine Mutter aus dem Publikum. Sie als Erwachsene empfände die Junkies schon als angsteinflössend.
Zürich erntet Applaus
Es ist eine vertrackte Sache. Willehad Rensmann von der Aidshilfe beschreibt sie als eine klassische "not in my backyard"-Debatte. Hoffnung und immer wieder kräftiger Applaus kommt mit dem dritten Podiumsgast, dem Schweizer Florian Meyer. Er ist in Zürich seit Jahren für die Drogenkonsumräume zuständig. Dort hat man einen pragmatischen Ansatz gefunden. Null Toleranz im Umfeld, dafür Toleranz beim Kleinhandel im Drogenkonsumraum.
Was er aus der Schweiz berichtet macht Hoffnung und zeigt auf, dass es Lösungswege gibt. Dafür braucht es Konsens und politischen Willen. Und konstruktive Diskussionen wie beim Stadtgespräch an diesem Donnerstag abend in Dortmund.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- SPD Fraktion
- CDU Fraktion
- FDP Fraktion
- Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
- Fraktion Die Linke
- Einzelhändlerinnen und Einzelhändler
Über dieses Thema berichten wir auch im Radio, auf WDR 2 in der Lokalzeit Ruhrgebiet.