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Verbraucherschützer verklagen Trade Republic: Wie sicher ist mein Geld?

Stand: 13.02.2025, 16:46 Uhr

Kunden können über den Online-Broker Trade Republic in Wertpapiere investieren und ein Girokonto führen. Verbraucherschützer haben das Unternehmen wegen irreführender Werbung verklagt. Dabei geht es auch darum, wie sicher das Geld ist. Fragen und Antworten.

Von Ute Schyns

Worum geht es bei der Klage der Verbraucherzentrale genau?

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat gegen den Onlinebroker Trade Rebublic wegen "irreführender Werbung" geklagt. Trade Republic habe online damit geworben, dass Kunden Zinsen von 3,0 Prozent "unbegrenzt" aufs Girokonto bekämen, geschützt durch die gesetzliche Einlagensicherung. Der Vorwurf lautet, dass das Unternehmen nicht ausreichend darauf hinweise, dass ein Teil der Guthaben in Geldmarktfonds investiert wird. Diese Anlageform fällt nicht unter den Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung.

Trade Republic weist die Vorwürfe zurück. Die Kunden könnten auf der Webseite oder in ihrer App jederzeit einsehen, wie ihr Barguthaben verteilt werde. "Die Diversifizierung der Kundeneinlagen auf mehrere Partnerbanken sowie in qualifizierte Geldmarktfonds ist keine Neuerung, sondern wurde bereits Ende Mai 2024 eingeführt."

Wer ist Trade Republic?

Trade Republic ist eine noch junge Bank mit Sitz in Berlin. Gestartet ist das Unternehmen mit einer Lizenz als Wertpapierhandelsbank. Seit 2023 besitzt Trade Republic eine Vollbanklizenz und bietet auch andere Bankgeschäfte an. Das Unternehmen unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin. Trade Republic ist in kurzer Zeit rasant gewachsen und verfügt nach eigenen Aussagen mittlerweile über acht Millionen Kunden.

Was ist das Geschäftsmodell von Trade Republic?

Mit seinem Angebot richtet sich der Online-Broker vor allem an eine jüngere Zielgruppe. Über eine App können Nutzer relativ einfach und günstig ein Depot eröffnen, Aktien kaufen und in ETF-Sparpläne investieren. Seit 2024 bietet Trade Republik auch ein kostenloses Girkokonto an mit einer recht hohen Guthabenverzinsung auf das gesamte Cash-Vermögen von derzeit 2,75 Prozent (Stand 12.02.2025). Das ist mehr, als die meisten anderen Banken bieten. Sein Geld verdient Trade Republic vor allem mit dem Wertpapierhandel. Wenn das Unternehmen zum Beispiel im Auftrag der Kunden Aktien kauft, erhält es von den Handelspartnern Provisionen.

Warum sind die Zinsen bei Trade Republic relativ hoch?

Das Unternehmen wirbt damit, dass es den aktuellen Einlagenzinssatz der Europäischen Zentralbank auf alle täglich kündbaren Einlagen eins zu eins weitergibt. Möglich ist der hohe Zinssatz auch dadurch, dass Trade Republic einen Teil des Geldes in Geldmarktfonds investiert. Das sind Investmentfonds, die zum Beispiel in Geldmarktpapiere und Anleihen mit kurzen Laufzeiten investieren. Diese Wertpapiere bieten in der Regel attraktive Zinsen, aber nicht den Schutz der gesetzlichen Einlagensicherung.

Trade Republic schreibt dazu: "Die Einführung der Geldmarktfonds ermöglicht es, dass alle Trade-Republic-Kunden zeitlich unbegrenzt und ohne Obergrenze vom aktuellen EZB-Zins profitieren können." Heißt übersetzt: Die vergleichsweise hohen Zinsen auf dem Girokonto werden zum Teil mit einem etwas höheren Risiko "erkauft".

Was heißt das für mich, wenn ich dort mein Geld angelegt habe?

Trade Republic verwahrt die Guthaben seiner Kunden bei drei Partnerbanken. Das sind die Deutsche Bank, J.P. Morgan und HSBC Continental Europe. Diese Gelder sind über gesetzliche Einlagensicherung pro Kunde jeweils bis zu 100.000 Euro geschützt.

Einen Teil der Guthaben legt Trade Republic aber in Geldmarktfonds an. Diese Beträge fallen nicht unter die gesetzliche Einlagensicherung. Welcher Betrag in Geldmarktfonds fließt, sei von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Den genauen Betrag können die Kunden in ihrer App im Bereich "Cash" einsehen. Zur Frage der Sicherheit der Geldanlage schreibt das Unternehmen: "Geldmarktfonds investieren in hochliquide, kurzfristige Finanzprodukte wie Bargeld, sowie Staats- und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität."

Dass mit der Sicherheit sieht der Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg jedoch kritischer: "Das ist zwar ein relativ sicherer Geldmarktfonds. Aber je nachdem, wo das Geld investiert wird, gibt es Risiken. Insbesondere wenn es mal wieder krachen sollte an den Finanzmärkten und eine Pleite droht im Finanzsystem, kann ein Geldmarktfonds mit Risiken verbunden sein." Einen Totalausfall hält Nauhauser für sehr unwahrscheinlich. Aber zum Beispiel bei einem Crash und einer Pleite von Trade Republic könnten die Anteile an Wert verlieren.

Worauf sollte ich beim Thema Zinsen und Tagesgeldkonto grundsätzlich achten?

Bei der Geldanlage gilt der alte Grundsatz: Höhere Renditen bedeuten meistens auch höhere Risiken. Wer sein Geld bei Trade Republic auf dem Girokonto "parkt", sollte sich in seiner App genau anschauen, wo das Geld hinfließt und sich möglicher Risiken bewusst sein. Verbraucherschützer Niels Nauhauser rät: "Wenn es nur um einen kleineren Geldbetrag geht und man nutzt das Girokonto und vielleicht auch mal das Brokerage. Dann ist das natürlich auch nicht tragisch, wenn mal 1.000 oder 2.000 Euro in einem Geldmarktfonds liegen."

Wer dagegen sehr viel Wert auf Sicherheit legt und gleichzeitig täglich auf sein Guthaben zugreifen können möchte, sollte lieber ein Tagesgeldkonto bei Instituten mit deutscher Einlagensicherung wählen. Auch da gebe es zurzeit bis zu drei Prozent Zinsen – allerdings häufig nur für Neukunden und zeitlich befristet.

Legen auch andere Online-Broker einen Teil der Barguthaben in Geldmarktfonds an?

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat auch den Online-Broker Scalable wegen vergleichbarer Geschäftspraktiken bei der Werbung abgemahnt. Auch hier werfen die Verbraucherschützer dem Unternehmen vor, in der Werbung nicht klar hervorzuheben, dass Kundengelder auch in Geldmarktfonds fließen. Scalable hat zugesagt, den Sachverhalt zu prüfen.

Quellen

  • Agenturmaterial: DPA
  • Interview mit Niels Nauhauser, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
  • Stellungnahme Trade Republic

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 14.02.2025, in "WDR 5 Das Wirtschaftsmagazin" um 13.30 Uhr.