Ein Junge arbeitet in einem Klassenzimmer an einem Arbeitsblatt.

Mehr Aggressivität an Förderschulen: Caritas fordert Unterstützung

Stand: 17.03.2025, 17:33 Uhr

Zwölf Förderschulen der Caritas im Bistum Münster schlagen Alarm: Aggressives Verhalten habe zugenommen, zugleich wachse die Schülerzahl und es gebe zu wenig Personal. In einem Positionspapier fordern sie mehr Unterstützung.

Die Belastung der Sonderpädagogen sei groß. Fast 95 Prozent der Lehrkräfte an Förderschulen hätten schon Schläge kassiert, seien bespuckt und getreten worden. In einem Positionspapier fordern die Mitarbeiter mehr Personal, eine modernere Ausstattung und bessere therapeutische Angebote.

Wachsende Herausforderungen

Anne Große Stetzkamp, Sonderpädagogin und Lehrerin an der Heinrich-Tellen-Schule bei Warendorf, berichtet, dass die Herausforderungen im Schulalltag stetig wachsen: "Aggressives Verhalten, physische Auseinandersetzungen oder psychische Ausnahmesituationen häufen sich".

Auch 50 Wochenstunden seien keine Seltenheit. Was sie damit meint: Sie und ihre Kollegen widmen sich oft den Aufgaben, für die eigentlich keine Zeit vorgesehen sei. Dazu gehöre etwa die Kommunikation über die Situation der einzelnen Kinder oder die Planung und Organisation passender Angebote.

Wir nehmen die Themen auch noch mit in den Feierabend und stehen morgens damit auf. Körperlich und emotional führt das fast alle an ihre Grenzen. Anne Große Stetzkamp, Sonderpädagogin und Lehrerin

Warum tut sich Anne Große Stetzkamp das an? "Weil wir Menschen lieben, weil wir jeden Fortschritt bei den Kindern und Jugendlichen feiern, weil wir manchmal vor Stolz platzen, wenn es vorwärts geht", sagt sie.

"Riesiger Kraftakt"

Grundsätzlich gehe es im Positionspapier darum, den derzeit hohen Standard an den Förderschulen aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln, sagt Tobias Mörth, der Leiter der Heinrich-Tellen-Schule. Das Engagement der Mitarbeiter sei herausragend. Er spricht aber von einem "riesigen Kraftakt".

"Viele Kollegen haben nicht nur das Wissen einer modernen Sonderpädagogik, sondern auch die Motivation, sie umzusetzen - aber nicht die Kapazität", sagt er. Das Gefühl, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden zu können, stresse dann zusätzlich.

Wenn personell und finanziell nicht nachgesteuert wird, habe ich in zehn Jahren keine Kollegen mehr. Tobias Mörth, Schulleiter

Als Gründe für das aggressive Verhalten sieht Tobias Mörth zum Beispiel Traumatisierung durch erlebte Gewalt, Flucht-Hintergründe, die Corona-Zeit oder vermehrt diagnostizierte autistische Behinderungen.

Unsere Quellen:

  • Caritas für das Bistum Münster
  • Mitarbeiter der Heinrich-Tellen-Schule in Warendorf

Mehr Aggressivität an Förderschulen: Caritas im Bistum Münster f

WDR Studios NRW 17.03.2025 00:17 Min. Verfügbar bis 17.03.2027 WDR Online


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