Vor neun Jahren sah Najlaa Bakrou keinen anderen Ausweg mehr. Sie nahm ihre damals dreijährige Tochter und floh vor dem Krieg in Syrien. In Damaskus ließ sie ihren Mann und drei weitere Kinder zurück.
Familie in Lienen wieder vereint
All das ist lange her, inzwischen lebt die 52-Jährige mit Ihrem Mann und drei Kindern in Lienen. Auch die älteste Tochter, eine Zahnärztin, ist inzwischen hier. Die beiden jüngeren Kinder gehen aufs Gymnasium, der älteste Sohn studiert in Osnabrück Ingenieurwissenschaften.
Najlaa ist glücklich. Doch anfangs war es nicht einfach, vor allem die Sprache. Als Journalistin hat sie 20 Jahre in Damaskus gearbeitet. Die Arbeit fehlte ihr: "Es fiel mir schwer zu Hause zu sitzen und nur Leistungen vom Jobcenter zu bekommen."
Journalistin und Assistentin in Wohngruppe
Doch alles fügte sich: Über ein Praktikum landete sie bei der Lokalzeitung und arbeitet hier als freie Mitarbeiterin. Sie schreibt über ihre Geschichte, aber auch über Kunst. Doch davon leben kann sie nicht. Inzwischen arbeitet sie als Assistentin in einer Wohngruppe des LWL-Wohnverbundes Kreis Steinfurt in Lienen.
![Najlaa Bakrou und weitere Personen an einem Tisch | Bildquelle: WDR Najlaa Bakrou und weitere Personen an einem Tisch](/nachrichten/westfalen-lippe/syrien-migrantin-lienen-102~_v-ARDAustauschformat.jpg)
Teamsitzung in der LWL-Wohngruppe in Lienen
Hier unterstützt sie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen: "Unsere Bewohner sind ehrlich und spüren, wenn man sebst echt und ehrlich ist, das mag ich," sagt sie. Im Team ist sie als sehr wertvolle Unterstützung willkommen, obwohl sie in diesem Bereich keine Ausbildung hat.
Zum ersten Mal wählen in Deutschland
An 23. Februar darf Najlaa Bakrou zum ersten Mal in Deutschland wählen, ebenso wie ihre zwei Söhne. Für sie kommt nur eine Partei in Frage, die Menschen mit Migrationsgeschichte unterstützt.
"Wir sind ein Teil der Gesellschaft, wir spielen eine gute Rolle, ich bin auch dafür, Verbrecher in ihre Länder zurückzubringen. Auch ich möchte - wie alle Deutschen - hier mit meiner Familie in Sicherheit leben." Najlaa Bakrou
In ihre Heimat Syrien möchte sie nicht zurückkehren. Die Familie ist hier. Neu anfangen in einem zerstörten Land will sie nicht. Doch Damaskus besuchen, "die Stadt noch einmal umarmen, Freunde und Familie wiedersehen" das will sie unbedingt, allerdings nur zu Besuch.
Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- LWL-Wohnverbund Kreis Steinfurt
Über das Thema berichten wir auch im Fernsehen in der Lokalzeit Münsterland.