"Jeder kennt ihn / den klugen Delfin". So wie im Titelsong der US-Serie "Flipper" angekündigt, ist es in den 60er und 70er Jahren wirklich. In Deutschland, wo die Sendereihe am 1. Januar 1966 erstmals im ZDF über die Bildschirme flimmert, schafft sie in Familien unumstößliche Rituale. Wie beim Schauspieler Jürgen Tarrach aus Geilenkirchen: "Nach dem Pudding kam Flipper".
Oder wie beim Verhaltensforscher und Tierschützer Karsten Brensing, der sich für eine "moralische Evolution" mit Persönlichkeitsrechten für Tiere stark macht. Er macht die "Flipper"-Reihe maßgeblich "dafür verantwortlich, dass ich Meeresbiologie studieren wollte und mich zum Schluss auch um Delfine gekümmert habe".
Kluge Collies, mutige Mustangs
In den USA ist bereits Mitte des 20. Jahrhunderts eine Epoche animalischer, vor allem aber tierisch intelligenter Fernsehhelden angebrochen. Seit 1943 besteht die Collie-Hündin Lassie im Kino und TV ihre Abenteuer, 1955 kommt der kluge Mustang Fury hinzu, der bis 1960 in 114 Episoden Gangster bewacht, Hilfe holt und menschliche Freunde neckt. "Daktari" präsentiert zwischen 1966 und 1969 neben dem schielenden Löwen Clarence auch die pfiffige Schimpansin Judy. Flipper hat 1963 in einem gleichnamigen Kinofilm seinen ersten Auftritt. Ein Jahr später startet die Kinderserie im US-amerikanischen Fernsehsender NBC. Die Hauptrolle teilen sich mehrere dressierte Tiere.
In 85 Folgen erzählt "Flipper" von der Freundschaft eines großen Tümmlers zu einem 10-jährigen Jungen, der mit seinem Bruder und seinem verwitweten Vater, einem Chief Ranger, im John Pennekamp Coral Reef State Park an der Küste Floridas lebt. Als sensibler Meeressäuger wittert Flipper aufkommende Gefahren ebenso wie rücksichtslose Wilderer. Und er rettet seine Freunde aus brenzligen Situationen – oder unvernünftige Fremde aus Seenot. 1967 ist mit der Fernsehserie Schluss. Das Remake "Flippers neue Abenteuer" belebt den Mythos von 1995 bis 2000 neu.
Free Flipper!
Das in "Flipper" vermittelte Bild vom intelligenten und stets hilfsbereiten Meeressäuger, der sich fröhlich schnatternd rückwärts schwimmend aus dem Wasser hebt, Menschenleben rettet und üble Schurken auf hoher See zur Strecke bringt, wirkt bis heute nach. Den dressierten Tieren am Set ergeht es allerdings gar nicht gut. Der Tod mehrerer "Flipper"-Darsteller kurz nach ihrer Ausmusterung macht aus deren Dresseur Richard O’Barry einen radikalen Tierschützer und Vegetarier. Sein Dokumentarfilm "Die Bucht" (2009) über die bestialische Tötung von Delfinen vor der japanischen Küste wird mit einem Oscar prämiert.
"Bei der Produktion sind ja sechs oder sieben Tiere im wahrsten Sinn des Wortes verbraucht worden", betont auch der deutsche Verhaltensforscher Karsten Brensing. Seine kindliche "Flipper"-Liebe ist längst in Ernüchterung umgeschlagen. Die Welle an Delfinarien und Delfin-Shows, die die Reihe nach sich zieht, hält er für unverantwortlich. "Wenn man sich im Detail anschaut, was mit den Tieren in Gefangenschaft passiert, dann mag man die Serie eigentlich nicht mehr."
Stand:01.01.2016
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