Konrad Adenauer (CDU), Bundeskanzler (Aufnahme von 1965)

19. April 1967 - Konrad Adenauer stirbt in Rhöndorf

Stand: 19.04.2017, 00:00 Uhr

Konrad Adenauer ist bis kurz vor seinem Tod politisch aktiv. Der 91-Jährige, der 1963 als Bundeskanzler und 1966 als CDU-Chef abgetreten ist, ruft bei seiner letzten Auslandsreise im Februar 1967 in Spanien zur Einigung Europas auf. Ein paar Tage später sitzt er ein letztes Mal als Bundestagsabgeordneter im Bonner Plenarsaal - bevor sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert.

Als sich Adenauers Familie in seinem Wohnhaus in Rhöndorf bei Bonn versammelt, soll er sie getröstet haben: "Do jitt et nix zo kriesche." ("Da gibt es nichts zu weinen.") Am 19. April 1967 stirbt der Altkanzler.

Beim Staatsakt im Bundestag und dem anschließenden Pontifikalrequiem im Kölner Dom sind neben Bundeskanzler Georg Kiesinger und Bundespräsident Heinrich Lübke auch westliche Spitzenpolitiker wie US-Präsident Lyndon B. Johnson, Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und der britische Premier Harold Wilson anwesend.

Westbindung soll Wiedervereinigung ermöglichen

Dass die Vertreter der ehemaligen Westalliierten im Zweiten Weltkrieg dem ersten deutschen Bundeskanzler die letzte Ehre erweisen, hat mit dessen Politik der Westbindung zu tun. Im Kalten Krieg zwischen Kapitalismus und Kommunismus setzt der am 5. Januar 1876 in Köln geborene Adenauer auf Westintegration: "Wir stehen vor der Wahl zwischen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit!"

Adenauer verfolgt die sogenannte Magnettheorie, um perspektivisch die deutsche Wiedervereinigung zu erlangen. Eine stabile Bundesrepublik soll wie ein Magnet die DDR-Bevölkerung anziehen. "Damit würde dann sozusagen die Einheit in Freiheit verwirklicht", sagt Geschichtsprofessor Manfred Görtemaker aus Potsdam. Zu diesem Zweck strebt Adenauer zunächst einmal die Souveränität der Bundesrepublik und die NATO-Mitgliedschaft an. Sein Plan geht auf: In den Pariser Verträgen wird diese Regelung 1954 festgeschrieben.

Millionen alter Nazis integriert

Innenpolitische Stabilität erreicht Adenauer mit einer "Schwammdrüber"-Politik: Er bringt Millionen alter Nazis wieder in Amt und Würde. "Ich meine, wir sollten jetzt mit der Nazi-Riecherei Schluss machen. Denn verlassen Sie sich darauf: Wenn wir damit anfangen, weiß man nicht, wo es aufhört", sagt Adenauer 1952 im Bundestag. Kritik an diesem Vorgehen unterbindet Adenauer, indem er linke Oppositionelle als Gefahr für die Verfassung darstellt und gerichtlich ein Verbot der Moskau-orientierten KPD durchsetzt.

Das hält Adenauer nicht davon ab, 1955 nach Moskau zu reisen und diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufzunehmen. Damit erreicht er die Rückführung der letzten Kriegsgefangenen. Das ist einer der Bausteine für einen grandiosen Wahlsieg: 1957 holt Adenauer das erste und einzige Mal in einer Bundestagswahl für die Union die absolute Mehrheit.

Einflussnahme bis zuletzt

Der Wahlerfolg basiert auch auf einem weiteren Schritt in Richtung Westintegration: Im selben Jahr hat Adenauer die Römischen Verträge unterzeichnet, in denen sich Frankreich, Italien, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und die Bundesrepublik auf die Errichtung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) einigen.

Als am 13. August 1961 in Berlin der Bau der Mauer beginnt, reagiert Adenauer zurückhaltend. Er ist erst neun Tage später vor Ort, was ihm als Versagen ausgelegt wird. Bei der Bundestagswahl im September 1961 verliert die CDU die absolute Mehrheit. Der 85-jährige Adenauer wird zwar noch einmal Kanzler, aber im Oktober 1963 ist Schluss. Sein Parteifreund Ludwig Erhard tritt an seine Stelle. Doch Adenauer hält ihn für unfähig und bringt im Hintergrund die Große Koalition in Stellung. Vier Monate nach Erhards Rücktritt im Dezember 1966 stirbt Adenauer.

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