Mit vollem Namen heißt er Werner Erhard Rolf Seelmann-Eggebert, CBE. Die Abkürzung bedeutet Commander of the British Empire; es ist die dritthöchste Ordensstufe, die das Vereinigte Königreich an gewöhnliche Sterbliche vergibt.
Seinen Spitznamen hat sich der am 5. Februar 1937 in Berlin geborene Journalist mit feinem Sinn für Ironie selbst verpasst: der Königsfritze.
Meister der Diplomatie und Diskretion
Millionen Deutsche verfolgen 1981 am Fernseher die Hochzeit des britischen Thronfolgers Charles mit Lady Diana Spencer. Sachkundig und ohne royalen Überschwang kommentiert Rolf Seelmann-Eggebert mit einschmeichelnd warmer Stimme die prunkvolle Zeremonie. Die Vertrautheit des Londoner ARD-Korrespondenten mit den Usancen bei Hofe kommt nicht von ungefähr: Seelmann-Eggebert kennt die Windsors bereits persönlich.
Drei Jahre zuvor hat er Charles zu dessen 30. Geburtstag porträtiert und sich dabei den Royals als vertrauenswürdiger Medienmensch erwiesen. Dank seiner privilegierten großbürgerlichen Erziehung, musisch wie humanistisch gebildet, bewegt sich Seelmann-Eggebert sicher auf dem königlichen Parkett. Kritische Worte kommen dem diplomatischen Meister der Diskretion nicht über die Lippen, was ihm später viele Türen zu Europas Königshäusern öffnet.
Auslandskorrespondent in Afrika
In die Wiege gelegt wurde dem Sohn eines Geheimen Justizrats und Enkel des preußischen Staatsbibliothekars die Karriere als Hofberichterstatter nicht. Nach dem Krieg zieht die Familie von Berlin nach Hannover, wo Seelmann-Eggebert während der Schulzeit als freier Mitarbeiter des NDR erste journalistische Erfahrungen sammelt. Auslandskorrespondent wird damals sein Traumberuf.
Nach einem Soziologie- und Ethnologiestudium avanciert er 1964 zum Chefreporter des NDR in Hannover. Ein Jahr später kommt es dort anlässlich eines Besuchs von Elizabeth II. zu seiner ersten Begegnung mit der Queen – wenn auch nur aus der Ferne.
Zunächst geht Seelmann-Eggeberts größter Wunsch in Erfüllung. 1968 schickt ihn der NDR nach Afrika, erst als Hörfunkreporter an die Elfenbeinküste, dann als Fernsehkorrespondent nach Nairobi in Kenia. Auf seine Initiative richtet die ARD dort das erste TV-Studio ein. Mit großem Engagement beginnt er, das deutsche Publikum für die sozialen und politischen Probleme des medial noch weitgehend unerforschten Kontinents zu interessieren.
Wenig Ahnung vom deutschen Adel
Die nächste Etappe führt den privat anglophilen Fernsehmann als Korrespondent nach London. In dem Magazin "Rund um Big Ben" berichtet Seelmann-Eggebert regelmäßig unterhaltsam über die Ereignisse an der Themse und die Spleens der Briten. Das enorme Interesse seiner Landsleute an den Vorgängen hinter den Kulissen von Buckingham Palace bringt Seelmann-Eggebert auf die Idee, die ihn als Fachmann fürs Royale bekannt macht.
Während seiner Zeit als Programmdirektor des NDR Fernsehens dreht er von 1985 an mit Regisseur István Bury die legendäre Reihe "Königshäuser“ über Europas Monarchen. Auch als Chefkorrespondent und ab 1990 ARD-Studioleiter in London lässt der NDR seinen "Königsfritzen" nicht vom Haken. Fast 30 Filme über die europäischen Adelsdynastien wird Seelmann-Eggebert bis zu seiner Pensionierung 2002 produzieren.
Als freier Mitarbeiter bleibt er den ARD-Zuschauern bei royalen Großereignissen erhalten. "Trooping the Colour" zu den Geburtstagen der Queen, königlicher Nachwuchs, die Hochzeit von William und Kate – bis heute sind solche Ereignisse ohne den kenntnisreichen Kommentar Rolf Seelmann-Eggeberts, CBE, kaum vorstellbar. Der Adelsexperte schlechthin aber, das betont der nun 80-Jährige, sei er nicht: "Vom deutschen Adel zum Beispiel verstehe ich wenig."
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. Februar 2017 ebenfalls an den Geburtstag von Rolf Seelmann-Eggebert. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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