Ein Leben lang gehört Theodor Billroths Herz der Musik. Er beherrscht das Piano und die Bratsche, verfasst Konzertkritiken, ist mit Franz Liszt befreundet und spielt mit Johannes Brahms vierhändig Klavier. Berühmt wird er aber als Chirurg.
Wie kein anderer Vertreter seines Fachs vor ihm wagt sich Billroth in bis dahin noch unerforschte Tiefen der inneren Organe. Sein ebenfalls weltberühmter Nachfolger Ferdinand Sauerbruch wird ihn dafür als Vater der modernen Bauchchirurgie ehren. Einer der Meilensteine seines Wirkens ist die erste erfolgreiche Teilentfernung eines Magens (Resektion).
"50 Nähte mit karbolisierter Seide“
Geboren wird Billroth 1829 als Pastorensohn auf Rügen. Widerwillig studiert er der Mutter zuliebe in Greifswald Medizin. Nach deren Tod stürzt er sich ins Studium, wird Assistent des Chefarztes Bernhard von Langenbeck an der Berliner Charité und habilitiert bereits 1856 zum Professor. Vier Jahre später erhält er selbst einen Chefarzt-Posten in Zürich. Dort bewältigt der verheiratete Vater dreier Kinder ein enormes Arbeitspensum: Neben seiner Forschungs- und Operationstätigkeit leitet er die Klinik, veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten und Musikkritiken, gibt regelmäßig Hausmusik und hat zahlreiche gesellschaftliche Verpflichtungen.
1867 geht Billroth an die renommierte Universität der von ihm geliebten Musik-Metropole Wien. Dort gelingt ihm am 29. Januar 1881 die erste Magenresektion. Zuvor hat er an Hunderten von Hunden experimentiert. Bei dem rund 90-minütigen Eingriff arbeitet sich Billroth durch die Bauchhöhle einer 43-jährigen Patientin mit Krebs im Magenausgang, schneidet einen apfelgroßen Tumor heraus. Er fügt Magen und Zwölffingerdarm zusammen und vernäht alles wieder mit "50 Nähten mit Czerny’s karbolisierter Seide". Nach 14 Tagen erklärt Billroth die Frau "soweit es die Operation betrifft für geheilt".
Vier Monate Lebensverlängerung
Immerhin vier Monate überlebt die Patientin diese Operation, die Billroth zum bis heute praktizierten Standardeingriff perfektioniert. Seine Erfolge machen Wien neben Berlin zum Mekka der Chirurgie; viele seiner Schüler reifen zu bedeutenden Ärzten und Professoren heran. Mit 65 Jahren, am Ende seiner Kraft, erliegt Theodor Billroth im Februar 1894 einer Herzschwäche. Halb Wien gibt ihm das letzte Geleit.
Hinweis der Redaktion: Eine frühere Version des Artikels enthielt ein falsches Bild. Es zeigte den Komponisten Johannes Brahms und nicht den Chirurgen Theodor Billroth. Wir haben unseren Fehler bemerkt, das Bild ausgetauscht und bitten um Entschuldigung.
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