Jahrzehntelang hat das Leben Louis de Funès offenbar eher für Nebenrollen vorgesehen. Als Kürschner bearbeitet er Tierfelle, als Schaufensterdekorateur präsentiert er Dutzendware, später schlägt er sich als Bar-Pianist in zwielichtigen Etablissements im Rotlichtviertel durch. Immer ist er dabei zu Streichen aufgelegt, die nicht viele witzig finden. Eine Ausbildung an der Schule für Film und Fotografie etwa muss er abbrechen, weil er auf die Idee verfällt, im Fotolabor Knallfrösche zu zünden – und das Gebäude dabei abbrennt.
Rund 30 Jahre dauert es, bis jemand entdeckt: Auf seine überdrehte Art ist der Mann ja wirklich komisch! Als Grimassen schneidender Choleriker zappelt sich Louis de Funes danach ab den 60er Jahren von Kinoerfolg zu Kinoerfolg.
Cholerisch sein als Markenzeichen
Geboren wird de Funès am 31. Juli 1914 als Sohn spanischer Einwanderer unter dem Namen Louis Germain David de Funès de Galarza in Courbevoie nordwestlich von Paris. Sein Vater ist ein Hallodri, der sich als Diamantenhändler nach Südamerika absetzt. Als die Mutter ihren verschollenen Mann aufspüren will, wird Louis mit seinen Geschwistern ins Internat gesteckt. Hier macht der eher mittelmäßige Schüler bereits mit Extravaganzen auf sich aufmerksam. Als er dann auch noch den Kanarienvogel des Lehrers mit Gummibändern und Heftzwecken erlegt, wird er der Schule verwiesen.
1936 heiratet de Funès zum ersten Mal, verlässt Frau und Kind aber, ähnlich wie sein Vater. Den Zweiten Weltkrieg übersteht er, weil die Ärzte den Husten des Kettenrauchers für Tuberkulose halten und ihn vom Kriegsdienst freistellen. Statt zur Front zu gehen, nimmt de Funès ab 1942 Schauspielunterricht und hat zunächst in rund 40 Filmen Klein- und Statistenrollen. Beeindruckend ist hierbei vor allem seine Nebenrolle als strenger Fischereiaufseher in dem Film "Der Sonntagsangler" (1954), in der er seinen Stil der cholerischen Überzeichnung von spießigen Charakteren bereits erproben kann.
Drei Herzinfarkte
1957 erhält de Funès in der Situationskomödie "Balduin der Selbstmörder" seine erste Hauptrolle, die ihn endgültig auf die Rolle des tollpatschigen und überdrehten Pechvogels festlegt. Im Sommer 1964 dreht er innerhalb von vier Monaten mit "Der Gendarm von St. Tropez", "Fantomas" und "Louis, das Schlitzohr" drei Filme, die zu Kassenschlagern avancieren und ihn zum bekanntesten Kinokomiker Europas machen. Vor allem seine in mehreren Filmen verkörperte Rolle als Polizist Ludovic Cruchot, der sich mit seiner pubertierenden Tochter ebenso wie mit der Nudistenszene von Saint Tropez herumschlagen muss, bringt ihm auch außerhalb Frankreichs große Popularität – und Reichtum.
Bald schon kann de Funès mit Schloss Clermont in Le Celluier den Stammsitz der Vorfahren seiner zweiten Frau Jeanne Barthélemy de Maupassant erwerben. In den 30 Zimmern des Anwesens schottet er sich und sein Privatleben ab, züchtet im Schlosspark Rosen oder geht in der Loire, die er vom Schloss aus sehen kann, angeln. Abspannen allerdings gelingt ihm dabei nicht so recht. Louis de Funès stirbt 1983 an den Folgen seines dritten Herzinfarkts in Nantes. Er hat in fast 70 Filmen mitgespielt.
Stand: 31.07.2014
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