Schon seit der Antike hat der Mensch sich selbst ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Er hört nicht wie die Fledermaus, sieht nicht wie ein Adler, ist nicht so schnell wie eine Antilope. Mit einem Wort: Ein Mängelwesen. Mit dem Christentum kamen dann auch noch moralische Defizite hinzu. Alles in allem: Ungenügend.
Aber der Mensch ist erfinderisch und so setzte er technische Hilfsmittel ein, um seine Defizite zu kompensieren. Die menschengemachte Technik setzte zu ihrem Siegeszug an und drang in immer weitere Lebensbereiche vor. Die Maschine wurde zu einem Ideal: Sie ist zuverlässig, regelmäßig, schnell, berechenbar – alles, was der Mensch nicht ist.
Doch je ausgefeilter die Technik wurde, desto hilfloser wurde der Mensch – und er erfand immer neue Technik, um die Überforderung zu kompensieren. Das lässt sich am Beispiel Auto gut erkennen: Je schneller die PKW wurden, desto mehr Assistenzsysteme müssen her. Der Mensch wird zum Sisyphos in seinem eigenen Maschinenpark.
Redaktion: Gundi Große
Buchtipp
Martina Heßler (2025): Sisyphos im Maschinenraum. Eine Geschichte der Fehlbarkeit von Mensch und Technologie. München: C. H. Beck. 297 Seiten, 32 Euro. ISBN: 978-3-406-82330-5