Verluste für die SPD, Einbußen teils auch für die CDU, massive Gewinne für die Grünen: Vor den Kommunalwahlen am 13. September hat das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap für den WDR die politische Stimmung in elf NRW-Städten ermittelt. Jeweils 1.000 Wahlberechtige in allen elf Städten wurden zwischen dem 11. und 27. August 2020 telefonisch befragt.
Ein Trend, der sich bei diesen Umfrage-Daten abzeichnet: Die Grünen legen überall zu und mischen bei den Oberbürgermeister- und Bürgermeister-Wahlen möglicherweise stärker mit als in der Vergangenheit. Bei den Stadtrats-Wahlen liegen die Werte der Grünen in neun von elf Städten über 20 Prozent - Top-Wert: 37 Prozent in Aachen. Die Sozialdemokraten müssen demnach in allen elf Städten Einbußen bei der Ratswahl fürchten. Die CDU verliert in acht von elf Städten, legt aber in drei Städten - Essen, Münster und Siegen - zu.
1. Lebensbedingungen: Zufriedenheit und Gefälle
Die Lebensverhältnisse in den Kommunen werden von den Bürgerinnen und Bürgern in allen elf ausgewählten NRW-Städten mehrheitlich positiv bewertet. Dennoch gibt es ein erkennbares Gefälle, was angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Situation vor Ort kaum überrascht. Besonders zufrieden sind die Menschen in Münster (93 Prozent) und Aachen (90 Prozent). In Duisburg sind es nur 70 Prozent.
2. Sonntagsfrage: Die Grünen im Aufwind
Bei der Frage, wen die Wahlberechtigten in den Stadtrat wählen würden, wenn schon am kommenden Sonntag die Entscheidung anstünde, zeichnen sich in den elf Städten deutliche Verschiebungen ab. Die CDU hat besonders gute Chancen, in Düsseldorf, Essen, Münster und Siegen stärkste Fraktion zu werden. Die SPD liegt in der aktuellen Stimmung dagegen nur noch in Dortmund und Duisburg mit einigem Abstand vorne.
Die Grünen hingegen können sich insbesondere in Aachen und Bonn gute Chance ausrechnen, stärkste Kraft im Stadtrat zu werden. CDU, SPD und Grüne liefern sich in Bielefeld, Köln und Wuppertal zudem Dreier-Rennen um Platz 1. FDP und AfD liegen in allen elf Städten - teils deutlich - unter der 10-Prozent-Marke.
Rückschlüsse von der Sonntagsfrage auf den tatsächlichen Wahlausgang sind nur bedingt möglich. Denn viele Wähler legen sich erst kurz vor einer Wahl fest. Zudem ist zu beachten, dass dieses Stimmungsbild nur in größeren Städten abgefragt wurde. Die Mehrheit der NRW-Bürger lebt in Kommunen unter 100.000 Einwohnern.
3. OB-Wahlen: Klare Mehrheiten in Essen und Köln
Bei den Oberbürgermeister-Posten zeichnen sich spannende Rennen ab. In Düsseldorf liegt OB Thomas Geisel (SPD) mit 31 Prozent gleichauf mit seinem CDU-Herausforderer - und muss sich demnach auf eine Stichwahl einstellen.
Dagegen können in Essen Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) mit 60 Prozent und in Köln seine Amtskollegin Henriette Reker (parteilos) mit 61 Prozentauf eine Wiederwahl gleich im ersten Wahlgang hoffen. In Aachen, der Heimatstadt von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), liegt die Grüne Sibylle Keupen mit 35 Prozent klar vor den Mitbewerbern von CDU und SPD.
4. Verkehr ist Problem Nummer eins
Unterschiede gibt es in den elf Städten der Studie bei den Antworten auf die Frage nach dem wichtigsten Problem vor Ort. In den meisten Städten werden Verkehrsthemen am häufigsten genannt. Eine Ausnahme bildet Münster. Hier werden von den Bürgerinnen und Bürgern am ehesten die Mieten und das Fehlen bezahlbaren Wohnraums problematisiert. In Duisburg ist "Ausländer/Integration" das Top-Thema, in Dortmund wird es an zweiter Stelle genannt.
5. Corona-Krisenmanagement: großenteils Zufriedenheit
Für den Umgang von Kommunalverwaltung und Behörden mit der Corona-Pandemie werden in den elf Städten überwiegend gute Noten vergeben. Besonders zufrieden äußern sich wiederum die Münsteraner (80 Prozent), gefolgt von den Bürgern in Siegen (74 Prozent). In Köln (67 Prozent) und Duisburg (61 Prozent) fällt die Zufriedenheit geringer aus.
6. Im Detail: Ergebnisse in den Städten
6. Sonntagsfrage: Schwarz-Gelb ohne Mehrheit
Neben den Umfragen in den Kommunen hat infratest dimap auch landesweit nach der politischen Stimmung gefragt. Hierfür wurden zwischen 24. und 29. August 1.002 Personen in ganz NRW interviewt. Wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, käme die CDU auf 34 Prozent. Die Grünen liegen demnach bei 22, die SPD bei 21 Prozent. AfD und FDP erreichen jeweils 7 Prozent.